Mikro & Sprit

Zwei Monate Sommerferien mit den Eltern? Auf gar keinen Fall! In dem Road Movie von Michel Gondry basteln sich Daniel und Théo selbst ein Auto.

Daniel ist es gewohnt, von allen gehänselt zu werden. Man nennt ihn Mikro, weil er so klein ist. Und aufgrund seiner längeren Haare und weichen Gesichtszüge wird er oft für ein Mädchen gehalten. Doch dann kommt Théo neu in die Klasse, ein unangepasster Bastler, der gerne an seinem Motorrad herumschraubt, deswegen nach Benzin riecht und Sprit genannt wird. Schnell verbünden sich die beiden Außenseiter. Vor allem Théo greift dem oft zweifelnden Daniel unter die Arme, der an mangelndem Selbstbewusstsein leidet und zu Hause keinen Rückhalt findet, aber ein verkannter talentierter Zeichner ist – von nackten Frauen ebenso wie von Punks. Weil die Vorstellung, die Sommerferien gemeinsam mit ihren Familien zu verbringen, sowohl für Théo als auch für Daniel schrecklich ist, fassen die beiden 14-Jährigen bald einen Plan. Mit einem Auto wollen sie sich allein auf den Weg machen. Und dieses entwerfen sie selbst. Während Théo für den technischen Unterbau sorgt, kümmert sich Daniel um die Tarnung. Am Ende sieht der Wagen wie ein fahrendes Holzhaus aus.

Wie in Road Movies üblich geht es dabei gar nicht ums Ankommen, sondern darum, wie die Figuren sich unterwegs verändern. Ganz schön altklug klingen die Wortgefechte, die sich immer wieder zwischen Théo und Daniel entspinnen, manchmal; so, als ob da zwei alte Herren auf ihr Leben zurückblicken. Aber gerade daraus bezieht der Film auch seinen Witz. Dadurch wird die Reise, von der Michel Gondry hier erzählt und die angeblich autobiografisch gefärbt sein soll, zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Identität, die insbesondere bei Daniel Spuren hinterlässt. Mit Théo hat er zum ersten Mal einen Freund, mit dem er über Liebe und Sex reden kann, ohne dass es peinlich ist. Zudem wagt er es, auch sein Aussehen zu verändern. Gondry, der in den 1990er-Jahren durch fantasievolle Videoclips berühmt wurde und dessen Spielfilme sich auch immer auf dem schmalen Grat zwischen Traum und Wirklichkeit bewegen, verzichtet dieses Mal auf allzu viele Effekte. Die außergewöhnlichste Requisite ist der Miniatur-Wohnwagen, der schon für sich genommen sehr komisch wirkt. Ansonsten aber erinnert „Mikro & Sprit“ vor allem durch den Orchester-Soundtrack an französische Jugendfilmklassiker wie Truffauts „Sie küssten und sie schlugen ihn“. Altmodisch ist er trotzdem nicht, sind die Probleme von Daniel und Théo doch immer noch aktuell: es geht um die Abgrenzung von den Eltern, Ausbruchsversuche, die erste (unglückliche) Liebe, eine Freundschaft und seltsame Momente, wie es sie nur in der Jugend gibt.

Blu-ray-Bildformat:1:1,66/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Französisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Making of, Trailer

Blu-ray Extras: Making of, Trailer