Mein fremdes Land

Länge:
94 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 10 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
23.06.2022
Regie:
Johannes Preuss, Marius Brüning
Darsteller:
/
Genre:
Dokumentation
Land:
Deutschland, 2021

Worum genau geht es in „Mein fremdes Land“


Manuel wächst in einer kleinen Stadt in Schwaben auf, eine Bilderbuchkindheit. Aber er bemerkt schnell, dass er anders aussieht als die anderen Kinder, er ist adoptiert. Mit 31 Jahren macht er sich auf die sehr emotionale Spurensuche nach seiner leiblichen Mutter. Wem sehe ich ähnlich? Wann endlich kann ich mich vollständig fühlen? Fragen nach seiner Identität treiben ihn an. Er findet seine Mutter, die in bitterarmen Verhältnissen in den Anden von Bolivien lebt.


Lohnt sich der Dokumentarfilm für dich?


Das dokumentarische Roadmovie begleitet Manuel bei seiner aufwühlenden Reise von Station zu Station, wobei die beiden Filmemacher das Feld ganz ihrem Protagonisten überlassen. Sie beobachten in einer zurückhaltenden Kamerasprache und sind bei extrem emotionalen Momenten doch unglaublich nah dran, ohne dabei die Menschen vor der Kamera vorzuführen. Gleichzeitig gibt es tolle Luftaufnahmen von der weiten bolivianischen Landschaft.

Als er ein Kind war, wollte Manuel nichts von seiner bolivianischen Herkunft wissen, er wollte sein wie alle anderen, sich zugehörig fühlen. Weil seine Haut dunkler ist und sein Aussehen indigen, wurde er aber oft als Fremder angesehen. So verspürte er immer den Druck, besser sein zu müssen als alle anderen. Jetzt als erwachsener Mann fühlt er beständig eine Leerstelle in sich und setzt große Hoffnung in die Reise zu seinen Wurzeln. Tatsächlich ist es in Bolivien zunächst auch so: Zum ersten Mal sieht Manuel aus wie alle anderen. Erstaunlich schnell kann er dank seiner beiden tatkräftigen Reisebegleiter Diego und Lourdes seine Mutter in einem ärmlichen Bergdorf aufspüren. Diese lebt dort als vereinsamte, völlig mittellose Ziegenhirtin nur mit Manuels kleinen Neffen Luis. Die erste Begegnung ist ein echter Gänsehautmoment: Mutter und Sohn nehmen sich in die Arme. Aber danach kommt der Schock und viel Nachdenklichkeit. Manuel begreift wie überaus privilegiert er aufgewachsen ist und wieviel Verantwortung für seine neue Familie jetzt auf ihm lastet. Was wäre passiert, wenn seine Mutter ihn wegen ihrer Armut nicht hätte weggeben müssen? Wäre er jetzt auch Minenarbeiter, wie all die anderen Männer in Potosí, die sich zum Überleben fast nur von Koka-Blättern ernähren? Manuel nimmt Kontakt zu seinen Brüdern auf und trifft seine Schwester, was ihm neue Rätsel aufgibt. Der Dokumentarfilm wirft viele Fragen auf, nicht nur nach Herkunft, Familie und Identität, sondern auch über die Kluft zwischen der Wohlstandswelt, in der wir leben und der himmelschreienden Armut in anderen Ländern.

Christiane Radeke

Anbieter

FilmverleihArsenal Filmverleih