Me, We

Länge:
115 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
06.10.2022
Regie:
David Clay Diaz
Darsteller:
Verena Altenberger (Marie), Lukas Miko (Gerald), Anton Noori (Thomas), Alexander Srtschin (Marcel), Barbara Romaner (Petra)
Genre:
Drama , Episodenfilm , Politischer Film
Land:
Österreich , 2020

Für ihren Film haben Regisseur David Clay Diaz und sein Ko-Drehbuchautor Senad Halilbasic lange recherchiert, zum Beispiel in Camps und Heimen mit Migrant*innen, Pat*innen und Helfer*innen gesprochen. Diese Erfahrungen flossen in verdichteter Form ins Drehbuch ein und tragen maßgeblich zur authentischen Atmosphäre von „Me, we“ bei. Zum Thema Migration, das hier mittels der Geschichten vier junger Österreicher*innen vielschichtig beleuchtet wird, haben David Clay Diaz und Senad Halilbasic übrigens auch einen persönlichen Bezug – beide sind nach Österreich eingewandert.


Darum geht es in „Me, we“:


Marie reist als Freiwillige zur griechischen Insel Lesbos, um Ersthilfe für dort mit Booten ankommende Flüchtende zu leisten. Als wochenlang keine Migrant*innen eintreffen, heuert sie auf einem deutschen Rettungsschiff an, das aber nicht auslaufen darf. Der 17-jährige Marcel sieht seine Heimat Österreich durch die Zuwanderung bedroht. Um junge Frauen vor angeblich zudringlichen Migranten zu schützen, gründet er mit Freunden die Organisation „Schutzengel“, die männlichen Begleitschutz anbietet. Der Wiener Asylheimbetreuer Gerald achtet sehr auf Ordnung und Regeln. Seine Geduld wird auf eine harte Probe gestellt, als der traumatisierte Asylbewerber Aba ihn immer wieder provoziert. Die gestandene Fernsehredakteurin Petra nimmt den minderjährigen syrischen Geflüchteten Mohammed bei sich auf. Als sie ihn mit ihren respektlosen Integrationsversuchen in die Enge treibt, offenbart er seine wahre Identität.


Lohnt sich „Me, we“ für dich?


Vier Personen, vier Episoden: Die Tragikomödie wechselt ständig zwischen den Erzählsträngen hin und her, wobei manche Szenen unnötig kurz ausfallen und kaum mehr als Momentaufnahmen bleiben. Marie, Marcel, Gerald und Petra kennen sich nicht und kommen aus sehr unterschiedlichen sozialen Umfeldern. Gemeinsam ist ihnen, dass ihr Engagement mit Migration verknüpft ist. Unabhängig davon, ob sie diesbezüglich eine befürwortende oder ablehnende Haltung einnehmen, prallen ihre teils egoistischen Motive und einseitigen Vorstellungen mit den existenziellen Interessen der Migrant*innen zusammen, was in „Me, we“ zu enttäuschten Hoffnungen und heftigen Konflikten führt. So rächt sich zum Beispiel der überforderte Gerald am aufsässigen Aba, indem er ihm bei einer Polizeirazzia ein Drogenpaket unterjubelt.

In diesem Film sind sich alle vier Hauptfiguren sicher, das Richtige zu tun. Der naive Drang zum Helfen mündet allerdings in Ernüchterung und legt die Frage nahe: Ging es „den Wohltäter*innen“ eher um die Beruhigung des schlechten Gewissens als um wirkliche Hilfe für Notleidende? Nur auf den rassistische Positionen vertretenden Marcel, ausdrucksstark gespielt von Alexander Srtschin, wartet hier ein zarter Hoffnungsschimmer.

Auf dem Filmkunstfest in Schwerin gewann das unaufgeregte Episodendrama den Hauptpreis „Der fliegende Ochse“, beim Festival Diagonale in Graz wurde Lukas Miko (Gerald) als bester Darsteller ausgezeichnet.

Reinhard Kleber

Anbieter

FilmverleihFour Guys Film