Martha Marcy May Marlene

Marcy May, die in Wirklichkeit Martha heißt, flieht aus einer Landkommune irgendwo in den USA und ruft ihre ältere Schwester Lucy an, die seit zwei Jahren nichts von ihr gehört hatte. Lucy holt sie ab und bemüht sich behutsam, herauszufinden, was mit Martha passiert ist. Aber Martha ist schweigsam, es gibt nichts zu sagen, Alpträume und Gedankenverlorenheit sprechen für sich. In dem Haus am See, in dem Lucy mit ihrem Mann Ted gerade Urlaub macht, fühlt sich Martha wiederholt verfolgt. Bruchstückhafte Erinnerungen an Ankunft und Leben in der Kommune enthüllen dem Zuschauer nach und nach, wie die Gehirnwäsche funktioniert hat, der Martha unterzogen wurde. Lucy allerdings wird weiterhin im Dunkeln tappen, denn Martha traut ihr und ihrem Mann nicht wirklich und wagt es auch nicht, über die sektenähnliche Lebensform der Kommune zu sprechen. Ob die Therapie, die sie am Ende annimmt, helfen kann, bleibt offen.

Am Anfang wirkt alles recht harmlos: Eine scheinbare Idylle auf dem Land, etwas zu patriarchalisch strukturiert, wird einem relativ oberflächlichen Leben gegenübergestellt, das nur auf Karriere- und Familienplanung ausgerichtet ist. Beide Lebensformen wirken auf den ersten Blick rigide, die Perfidität des vergangenen Lebens in der Kommune entfaltet sich erst nach und nach. Der Gegensatz zwischen Marthas ursprünglichem Traum vom gemeinsamen Leben in der Natur und der krassen Wirklichkeit der bedrohlichen und vereinnahmenden Machtverhältnisse innerhalb der Gruppe wird von Erinnerung zu Erinnerung deutlicher. Die subtilen Mechanismen werden von großartigen Schauspielern sorgfältig dargestellt und wirken dadurch sehr authentisch. „Martha, Marcy May, Marlene“ rückt mehr und mehr in die Nähe eines Psychodramas, das in der realen Welt stattfindet. Ein verstörender Film, auf dessen ruhige Erzählweise man sich einlassen muss, um nachzuvollziehen, was mit Martha tatsächlich passiert ist. In den Extras findet sich ein Kurzfilm, der erzählt, wie junge Frauen in die Kommune kommen, wie ihnen ihr Name und der Kontakt zur Außenwelt genommen und ihre psychische Abhängigkeit geplant und gesteuert wird.

DVD-Bildformat: 1:2,40; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
DVD-Extras: Kurzfilm

Rotraut Greune