Maria Magdalena

Länge:
115 Minuten (Blu-ray: 120 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
15.03.2018
Regie:
Garth Davis
Darsteller:
Rooney Mara (Maria Magdalena), Joaquin Phoenix (Jesus von Nazareth), Chiwetel Ejiofor (Simon Petrus), Charles Babalola (Andreas), Zohar Shtrauss (Johannes), Michael Moshonov (Matthäus), Tawfeek Barhom (Jakobus), Uri Gavriel (Philippus) u.a.
Genre:
Drama , Historienfilm
Land:
Großbritannien, 2018

Es verging der unglaublich lange Zeitraum von zwei Jahrtausenden bis die Rolle von Maria Magdalena, die zur ersten Apostelin von Jesus wurde, nicht nur in der feministischen Theologie, sondern dank eines Dekrets von Papst Franziskus 2016 auch in der offiziellen kirchlichen Geschichtsschreibung voll anerkannt wurde. Ihre viel zu lange von Kunst-(darstellung) und Kirche ignorierte oder gar verleumdete Figur ist damit wenigstens etwas rehabilitiert worden. Eigentlich stand bereits in den „männlich“ geprägten Evangelien, dass nicht etwa einer seiner Jünger, sondern Maria Magdalena die erste Zeugin und Verkünderin der Auferstehung Jesu war. So ist diese Verfilmung von Regisseur Garth Davis die erste unter Dutzenden von Bibelfilmen, die der Bedeutung von Maria Magdalena halbwegs gerecht wird und die Kreuzigungs- und Auferstehungsgeschichte weitgehend aus ihrer Perspektive zeigt. Zugleich erzählt der Film eine frühe Emanzipationsgeschichte. 

Maria Magdalena, die zu Beginn wie alle anderen Frauen Kopftuch trägt und erst zum Ende hin ihre offenen wallenden Haare zeigt, ist bevor sie Jesus kennenlernt eine gute Taucherin und eine erfahrene Geburtshelferin. Sie widersetzt sich offen ihrer Familie, die von ihr nichts anderes erwartet, als dass sie einen Mann ehelicht und möglichst viele Kinder bekommt – was damals als vom „Teufel besessen“ bezeichnet wurde. Sie kann sich mit ihrem einnehmenden, versöhnlichen Wesen sogar gegenüber ihren männlichen Kollegen durchsetzen und überzeugt die weibliche Anhängerschaft Jesu von der Taufe und der Lehre Christi. Schließlich ist sie sogar dem erfahrenen Petrus ein Vorbild in puncto Gnade und Barmherzigkeit, als beide in ein Dorf mit Toten und Schwerverletzten kommen, in dem die Römer grausam gewütet hatten. Wäre der jüdisch-christliche historische Bezug nicht eindeutig vorgegeben, entstünde aufgrund vieler Details – etwa in Bekleidung und Missachtung der Frauen – nicht zufällig der Eindruck, der Film würde irgendwo im heutigen Afghanistan oder in Syrien spielen. Dort also, wo Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung der Frau heute genauso wenig gelten wie zu biblischen Zeiten.

Die genannten drei Aspekte machen den Film von Garth Davis (Lion - Der lange Weg nach Hause) in der Tat sehenswert, dem es insgesamt gelungen ist, uralte gängige Sichtweisen und Vorurteile aufzubrechen. Schade nur, dass die formale Umsetzung demgegenüber etwas zurückfällt. An Joaquin Phoenix als vollbärtigen Jesus von Nazareth kann man sich noch gewöhnen. Aber die nicht an Originalschauplätzen gedrehte fremdartige Landschaft irritiert genauso wie die schlechte Darstellung des Vergehens von Zeit, wobei der Eindruck entsteht, alles im Film und nicht nur die Ereignisse zum Passahfest, würden sich binnen weniger Tage abspielen. Eine Zumutung ist neben den allzu getragen wirkenden leisen Stimmen der Urchristen schließlich die unablässig nervende Musikuntermalung, die zwar nicht völlig misslungen, aber eindeutig zu viel des Guten ist. Da bleibt nur der Trost, dass der nächste Bibelfilm sicher nicht lange auf sich warten lässt.

DVD Extras: Featurettes

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Türkisch, Arabisch, Dänisch, Finnis

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29. Woche 2018).