Maid

Serienstart:
01.10.2021
Staffel:
1
Folgen:
10
Länge der Folgen:
42 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Molly Smith Metzler
Darsteller:
Margaret Qualley (Alex), Andie MacDowell (Paula), Nick Robinson (Sean), Anika Noni Rose (Regina), Raymond Ablack (Nate), Billy Burke (Hank)
Genre:
Drama
Land:
USA, 2021

Alex flieht, mitten in der Nacht, die kleine Tochter Maddy nimmt sie mit. Seans Faust hat sie nur knapp verfehlt. Scherben klirren, einige landen in den Haaren von Maddy. Wenn Sean trinkt, kann er wegen einer Nichtigkeit ausrasten. Seine Wutausbrüche werden immer unkontrollierter und Alex hat Angst, vor allem aber will sie Maddy beschützen. Dabei begann alles mit einer glücklichen Liebesgeschichte und Sean versichert, niemals würde er weder Alex noch Maddy etwas antun. Doch er tut es, ohne dabei tätlich gegen sie zu werden.


Worum es in der Miniserie „Maid“ geht:


Unter Schock landet Alex mit ihrer zweijährigen Tochter Maddy in den Mühlen der staatlichen Fürsorge. Dort wird sie zunächst als „white trash piece of shit“ beschimpft. Ob sie obdachlos sei? Nein. Ob sie geschlagen wurde? Nein. Ihr Mann hätte die Wand neben ihr getroffen. Ob sie Anzeige bei der Polizei erstattet hätte? Um was zu sagen, gibt Alex zurück, dass sie nicht geschlagen worden sei? Mit diesem prägnanten Dialog wird der Finger auf die Wunde eines vornehmlich von Männern gemachten Rechtssystems gelegt. Wann fängt häusliche Gewalt an? Was ist mit einschüchtern, demütigen, in Abhängigkeit halten? Laut Gesetzt gilt emotionaler Missbrauch nicht als häusliche Gewalt. Aber das ist, was Alex zustößt.


Alex hat keinen Ort, an den sie gehen kann,  kein Geld, keine Familie, die sie um Hilfe bitten will. An ihren Vater Hank hat sie keine guten Erinnerungen, vieles liegt im Dunkeln. Ihre Mutter Paula – großartig verkörpert von Andie MacDowell – ist manisch depressiv und deshalb äußerst unzuverlässig. Als Hippie-Künstlerin ist sie außerdem nur mit sich selbst und ihrer neuen Liebschaft beschäftigt. Ein alter Bekannter, den Alex von ihren ersten Schritten auf Lesebühnen kennt, ist zwar äußerst hilfbereit, hat jedoch Hintergedanken. Aber Alex gibt nicht auf, kämpft sich zurück ins Leben und in die Selbständigkeit, ein mühsamer Weg voller Fallen und Rückschläge. Sie heuert bei einem Putzservice mit strikten Regeln an und taucht so in die Leben der Reichen in den mondänen Villen ein, für die sie putzt. Dort auch beginnt sie wieder zu schreiben, denn durch das Putzen erfährt sie alles über die Lügen und Geheimnisse der Bewohner:innen. Mit einer gerät sie besonders aneinander, der mitleidlosen Regina, aber die beiden so unterschiedlichen Frauen entdecken irgendwann erstaunliche Gemeinsamkeiten.


Was „Maid“ so sehenswert macht:


Alex schlingert von Hürde zu Hürde, landet im Frauenhaus, wo sie vielleicht die wichtigsten Lektionen lernt, auch wieder bei Sean. Bis zu sieben Anläufe braucht es, bis die Frauen sich ganz von ihren gewalttätigen Männern befreien, sagt die Leiterin des Frauenhauses. Die emotionale Manipulation und Abhängigkeitsmechanismen, die nichts anderes sind als Erpressung und psychische Gewalt, welche die Männer einsetzen, zeigt die Serie auf eindrückliche Art und Weise. Manchmal werden starke Filmbilder eingesetzt, um Alex emotionalen Ausnahmezustand in ihrem Beziehungsgefängnis einzufangen: wortwörtlich sinkt sie apathisch ins Sofa bis sie ganz verschwindet. Trotzdem wird Ehemann Sean nicht verteufelt, auch er kämpft und bemüht sich. Jede Beziehung in dieser Serie wird in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit ausgeleuchtet.

Trotz des schweren Themas ist die Serie immer wieder auch leicht und humorvoll, ohne irgendetwas zu beschönigen. Ausgelassene Szenen mit der kleinen Tochter zeigen den unglaublich liebe- und respektvollen Umgang von Alex mit ihrer kleinen Tochter. Diese Bilder werden an einer Stelle mit einer Szene bei der Sozialberatung kontrastiert, als Alex nach ihren besonderen Jobbefähigungen gefragt wird. Aber Muttersein ist nun mal keine anerkannte Arbeit, dabei ist es wahrscheinlich die größte Herausforderung und Aufgabe, als Eltern einen guten Job zu machen. In jeder Szene macht Protagonistin Margaret Qualley ihr emotionales Dilemma sichtbar, das aber niemals vordergründig. Es reichen Blicke, kleine Gesten, oft auch das Nicht-Gesagte. Die Serie beruht auf der Lebensgeschichte von Stephanie Land, die in „Maid: Hard Work, Low Pay, and a Mother's Will to Survive“ ihre Erfahrungen verarbeitete. Das Sachbuch ist in den USA ein Bestseller.


Unser Fazit zu „Maid“:


Nicht umsonst landete „Maid“ nach den ersten Wochen ihrer Ausstrahlung auf den ersten Plätzen des Streaming-Rankings. Die Serie ist berührend und erschütternd, gleichzeitig aber auch unterhaltsam und bestärkend. Zwar zeigt die Miniserie ein unbarmherziges US-Sozialsystem, solche oder ähnliche bürokratische Fallstricke lassen sich aber sicher überall auf der Welt finden.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (43. Woche 2021).