Lunana. Das Glück liegt im Himalaya


Lunana, wortwörtlich übersetzt: das dunkle Tal, liegt im Königreich Bhutan, an den Gletschern des Himalaya in 4800 Meter Höhe. Es ist das wohl abgelegenste Dorf der Welt, das nur durch einen achttägigen Fußmarsch über einige der höchsten Berge Buthans zu erreichen ist. 56 Menschen leben in Lunana. Die meisten von ihnen haben ihr Zuhause noch nie verlassen. Und genau dort spielt das Regiedebüt des Schriftstellers, Fotografen und Filmemachers Pawo Choyning Dorji.
Worum geht es in dem Film „Lunana – Das Glück liegt im Himalaya“?
„Was soll nur aus dir werden“, fragt Ugyens Großmutter verzweifelt. Denn der junge Lehrer hat keine Lust, in seinem Beruf zu arbeiten. Vielmehr träumt er von einer Karriere als Popsänger und möchte deshalb nach Sydney auswandern. Doch die Schulbehörde macht ihm einen Strich durch die Rechnung und versetzt ihn in die abgelegenste Schule der Welt, in das Bergdorf Lunana. Nach einer stundenlangen Busfahrt durch eine wunderschöne, intakte Landschaft, bei der Ugyen nicht einmal zum Fenster hinausschaut, erreicht er den Ort Gasa. Dort wird er von zwei jungen Männern aus Lunana und drei Maultieren empfangen. Sie begleiten ihn auf der achttägigen Wanderung, eine Herausforderung für Ugyen, aber auch für die beiden Männer, die die Verantwortung für den verwöhnten Stadtmenschen haben. Und dann die Überraschung: Alle Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner einschließlich der Kinder sind dem neuen Lehrer entgegengekommen und begrüßen ihn voller Ehrfurcht. Denn ein Lehrer – so heißt es bei ihnen – berühre die Zukunft. Doch Ugyen hat nichts Besseres zu tun, als gleich zu verkünden, dass er hier nicht bleiben will. Doch er muss ein paar Tage warten, bis sich die Maultiere ausgeruht haben und mit ihm den Rückweg antreten können. Und dann reichen diese wenigen Tage aus, dass die Kinder Ugyens Herz gewinnen und er sich der ihm fremden Welt und dem Leben in und mit der Natur öffnet.
Was „Lunana – Das Glück liegt im Himalaya“ so sehenswert macht:
Es ist das Thema dieses Films und es ist die unglaublich schöne Atmosphäre, die von diesem abgeschiedenen Dorf und seinen Menschen ausgeht. Denn gedreht wurde tatsächlich in Lunana, übrigens unter schwierigen technischen Bedingungen. Es ist aber auch das authentische, hochemotionale Spiel der Darstellerinnen und Darsteller, die – bis auf die Hauptrollen – mit Kindern und Erwachsenen aus Lunana besetzt wurden. So bleibt der Blick der kleinen Klassensprecherin Pem Zam, die sich im Grunde genommen selbst spielt und deren Schicksal dem der Pem Zam im Film ähnelt, lange im Gedächtnis haften. Wie auch die Gesichter der anderen Schulkinder, die voller Begeisterung und Liebe jedes Wort ihres Lehrers aufsaugen. Dieser wird gespielt von Sherab Dorji, der selbst für seine Musikerkarriere nach Australien auswandern wollte und jetzt für ein Plattenlabel in Bhutans Hauptstadt Thimphu arbeitet. Sensibel und voller Gefühl spielt er die innere Wandlung des jungen Ugyen und dessen Suche nach dem Glück. Denn das ist das Hauptthema dieses Films: Was macht uns glücklich und wo finden wir das Glück? Sind es die materiellen Werte oder ist es tief in uns selbst verankert? Und ist Glück das Ziel oder ist es nicht eher eine Reise? Spannende, hochemotionale Fragen, die nicht so einfach zu beantworten sind.
Barbara Felsmann