Luanas Schwur

Länge:
120 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
09.02.2023
Regie:
Bujar Alimani
Darsteller:
Rina Krasniqi (Luana), Shkurte Sylejmani (Luana 14), (Agim), Nik Xhelilaj (Flamur Fiku), Gresa Pallaska (Bora)
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, Albanien, 2023

Worum geht es in „Luanas Schwur“?


Als einziges Mädchen will sie mit den Jungs am Fluss spielen und als einzige verteidigt sie den Außenseiter Agim. Die anderen Jungs werfen Steine nach ihm, er sei der Sohn eines Verräters aus der Stadt. Es sind die 1950er Jahre in den abgeschiedenen albanischen Alpen im Norden des Landes. Diktator Enver Hoxha hat das europäische Land isoliert, unterjocht und ausgehungert. Aber hier oben im wilden Norden herrschen eigene Gesetze, die des seit Jahrhunderten überlieferten Kanuns. Der schreibt vor, dass Frauen dem Mann Untertan sind, auch die Blutrache wird über ihn geregelt. Luana aber hat ihren eigenen Kopf. Als Jugendliche verliebt sie sich bei heimlichen Treffen in Agim, aber es ist mehr als nur eine Schwärmerei. Agim bringt ihr das Lesen bei, eine seltene Befähigung für Frauen, die sich ganz dem Mann unterzuordnen haben. Luanas Vater Gjon ist ein angesehener Mann im Dorf. Er hat Luana schon als Kind dem Sohn eines anderen versprochen: Flamur Fiku. Luana liebt ihre Familie und will es dem Vater recht machen. Aber ihre Gefühle für Agim stehen dem im Weg. Als Flamur ihr gegenüber übergriffig wird, kommt es zur Tragödie. Luana muss sich entscheiden. Sie schwört Rache. Dafür gibt es nur einen möglichen Weg: Sie muss ein Mann werden.


Lohnt sich der Film für dich?


„Luanas Schwur“ erzählt von Albanien im Lauf der Jahrzehnte bis in die 90er Jahre nach der Diktatur und konzentriert sich dabei auf eine der entlegensten Regionen Europas. Auch heute noch werden im Norden Albaniens und im Kosovo vereinzelt Konflikte auf der Grundlage des über 500 Jahre alten Kanuns ausgetragen. Ähnlich wie in der Vendetta zieht der Mord an einem männlichen Familienmitglied weitere Morde nach sich, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber auch Regeln der Versöhnung und der Gastfreundschaft werden durch ihn geregelt. Nur Frauen haben keine Stimme, an keiner Stelle und an keinem Ort. Wenn fast alle Männer durch die Blutfehde ihr Leben ließen, übernahmen manche Frauen die Rolle der „Burnesha“, der Mannfrau. Dafür mussten sie ewige Jungfrauenschaft schwören, schlüpften in männliche Kleider, schnitten sich die Haare ab, durften rauchen, diskutieren, mitbestimmen und die Regeln des Kanun durchsetzen. Der Film zeigt jedoch eindrücklich, dass in dieser Gesellschaft Frauen niemals gleichberechtigt waren. Selbst wenn sie sich die Freiheit erstritten und zur Mannfrau wurden, so zahlten sie doch einen hohen persönlichen Preis. In epischen Bildern der berauschenden Schönheit dieser Bergwelt, die oft an alte Westernerzählungen erinnern, zeigt das außergewöhnliche Drama auch eine hier unbekannte, faszinierende Welt. Kern und Herz ist Luana, ihr unbedingter Wille, ihre Kraft und Widerständigkeit, die auf die eine oder andere Art in dieser Gesellschaft gebändigt und unterdrückt wird. Das ist auch die universelle Schlagkraft dieses besonderen Films, der unbedingt einen Kinobesuch wert ist. Widersprüche werden hier stehen gelassen, die Charaktere sind vielschichtig und so sind auch die Beziehungen. Dass Luana trotz aller Opfer eine starke Persönlichkeit bleibt, gibt der Geschichte ein menschliches und optimistisches Ende.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30. Woche 2023).