Loro - Die Verführten

Länge:
151 Minuten (Blu-ray: 157 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Paolo Sorrentino
Darsteller:
Toni Servillo (Silvio Berlusconi), Elena Sofia Ricci (Veronica Lario), Riccardo Scamarcio (Sergio Morra), Kasia Smutniak (Kira), Euridice Axen (Tamara), Fabrizio Bentivoglio (Santino Recchia)
Genre:
Politischer Film
Land:
Italien , 2018

Sergio Morra träumt von einer gigantischen Karriere als Königsmacher und investiert sein gesamtes Geld in teure Callgirls, Drogen und Partys, die ihn IHM, dem größten Verführer aller Zeiten, nahebringen sollen. Die ersten Geschäfte mit teuren Mädchen und Korruption laufen gut, auch wenn sein Vater, der auf Ehre und Moral Wert legt, ihn dafür verachtet. Doch dann stockt der Luxus-Plan, denn sein Objekt der Gier beißt nicht an. Anstatt zu feiern bemüht sich Silvio Berlusconi gerade um die Versöhnung mit seiner Ehefrau Veronica, die genug von den Skandalen ihres Mannes hatte. In seiner Villa auf Sardinien gibt er den interessierten Ehemann und Familienmenschen und trifft sich nebenher mit seinen engsten Vertrauten, denn die dünne Mehrheit des Mitte-Links-Bündnisses, das seit kurzem an der Regierung ist, muss sich doch irgendwie kippen lassen. Denn es sind nur sechs Senatoren, die Silvio von der vierten Amtszeit als Ministerpräsident trennen.


Als Veronica ohne Silvio auf Reisen geht, weil sie seine Verkaufsstrategien in jeder Lebenslage leid ist, sieht Sergio Morra, der gegenüber von Berlusconis sardischem Sitz eine Villa gemietet hat und ihn von dort aus beobachtet, seine Zeit gekommen. Er lässt sich „bekannt machen“ und bringt seine Frauen in Position.


„Loro – Die Verführten“ handelt vom gesellschaftspolitischen Zusammenhang zwischen charismatischem Verkaufstalent, opulenter Verführung und all jenen, die sich kaufen lassen. Silvio Berlusconi, ein genialer Händler für Träume, Positionen und Überzeugungen, steht dabei stellvertretend für all jene Machthaber, die in Politik und Gesellschaft die Regeln bestimmen. Ihr Werkzeug sind volksnahe Auftritte, die Darbietung emotionaler Gesangseinlagen, ein immerwährendes breites Lächeln und ein ständiges Vorgaukeln von Frohsinn, Empathie und Leidenschaft. Und damit erzählt Paolo Sorrentino gleichzeitig auch von uns, den Zuschauern, denn tatsächlich kann sich auch das Publikum nur mit Hilfe des Willens der Wirkung entziehen, die ein Mensch wie Berlusconi ausstrahlt. Seine Opfer, wenn man sie denn so nennen will, sind Menschen, die ihm glauben, dass er nur ihr Wohl im Sinn hat. Eine alte Frau, die beim Erdbeben ihr Gebiss verloren hat und von ihm ein neues bekommt. Oder eine Dame aus dem Telefonbuch, der er nebenbei eine teure Wohnung verkauft, die noch nicht einmal gebaut wurde. Ein Akt, den er nur vollzieht, um zu spüren, welch geniales Verkaufsgenie er ist. Denn Berlusconi und mit Sicherheit all die, die ihm auf der politischen Bühne ähneln, hat nur eine Person im Blick: sich selbst.


“Loro - die Verführten” ist nicht der erste Film von Paolo Sorrentino, der sich alternden Männern zuwendet. die nicht abtreten wollen und ihre Kraft aus der Macht über andere ziehen. Wie in “Ewige Jugend” und “La Grande Bellezza” wandeln sie – nicht immer zielsicher, aber dennoch energisch – durch Luxus, der Lebendigkeit verspricht. Gleichzeitig bekommen sie allmählich Zweifel an dem, wofür sie ihr Leben lang standen.


Sorrentino nimmt sich Zeit, um das Umfeld zu sondieren und die Stimmung derjenigen, die sich durch Nähe zu Berlusconi Vorteile erhoffen, zu charakterisieren. Dabei komponiert er seine Bilder zu einem inhaltlich wie formal wieder einmal grandiosen Tableau einer Gesellschaft am Abgrund. Die Bildausschnitte sind genial gewählt, die Dialoge brillant, die Musik stimmig. Dass die Maske ebenfalls großes Lob verdient, ist klar. Hauptdarsteller Toni Servillo, der Silvio Berlusconi ebenso großartig verkörpert wie schon dessen politischen Vorgänger Giulio Andreotti in “Il Divo” 2008 oder 2013 Jep Gambardella, die Hauptfigur in “La Grande Bellezza – die große Schönheit”, dominiert nach einer langen Eingangsphase ohne ihn Handlung, Bilder und Atmosphäre.


“Loro” ist episodenhaft erzählt, Der Fluss der Handlung zerfällt mehr als in anderen Filmen Sorrentinos. Dies dürfte daran liegen, dass die ursprüngliche Fassung des Films deutlich länger war und in Italien in zwei Teilen in den Kinos lief. Die gekürzte Fassung für den internationalen Markt lässt folglich Lücken. Macht aber nichts.

Rotraut Greune

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Italienisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (13. Woche 2019).