Lieber Leben

Länge:
111 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
14.12.2017
Regie:
Mehdi Idir, Fabien Marsaud (Grand Corps Malade)
Darsteller:
Pablo Oauly (Ben), Soufiane Guerrab (Farid), Moussa Mansaly (Toussaint), Nailia Harzoune (Samia), Franck Falise (Steeve) u.a.
Genre:
Tragikomödie
Land:
Frankreich, 2016

Benjamin ist Sportstudent und in der Basketballmannschaft der Spielführer. Große Pläne hat er, doch die liegen jetzt „auf Eis“. Ein gebrochener Halswirbel nimmt ihm jede Bewegungsmöglichkeit; sein Stammplatz wird demnächst im Rollstuhl sein. Genau wie für Farid, den Ben in einem Rehazentrum trifft. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn momentan kann Ben gar nichts alleine: duschen, pinkeln, essen, telefonieren. Bei allem helfen ihm Pfleger und Schwestern. Doch bis er alleine aufrecht sitzen kann, muss er noch hart an sich arbeiten. Damit er nicht verzweifelt, bewahrt sich Ben seinen trockenen Humor und ist damit schon bald bei den Zentrumsbewohnern Steeve und Toussaint gern gesehen. In dieser Clique geben sie sich gegenseitig Halt, wenn einer verzweifelt, vertreiben die Langeweile und feiern jeden Millimeter Bewegungserfolg. Und dann ist da noch die bildhübsche Samia, in die Benjamin sich auf den ersten Blick verliebt.


Zum Einstieg wird der Zuschauer direkt herausgefordert, denn durch Bens Augen nimmt er seine Umgebung wahr: die Quadrate der Deckenlampe, unscharfe Silhouetten von Personen im Zimmer, Geräusche und Stimmen. Die beklemmende Situation, plötzlich hilflos dazuliegen und auf andere angewiesen zu sein, erschließt sich nach und nach. Doch keine Sorge, es folgt keine trübsinnige Leidensgeschichte, sondern eine von Regisseur Fabien Marsaud selbst erlebte, wie auch sein Künstlername Grand Corps Malade belegt. Das macht die Stärke dieses Spielfilms aus, der keine Wunder verspricht, sondern auf ausdauerndes, geduldiges Training als Erfolgsrezept setzt. Der Film wirkt nie aufgesetzt oder künstlich, sondern lebensnah und glaubhaft. Ebenso gelingt es dieser Tragikomödie hervorragend, Klischees aufzubrechen: Jeder Rollifahrer ist eine Person mit eigener Geschichte und eigenem Charakter. Die in erster Linie an der arabisch-stämmigen und schwarzafrikanischen Besetzung spielt der Inszenierung in die Hände. Die Lebendigkeit in der Rehaklinik, die wütend-aggressiven Momente, ebenso wie die heiteren und melancholischen werden durch die Hip-Hop beeinflusste Musik bestens getragen. Ein Film, der ein tragisches Thema mit sicherem Gespür vermittelt und ihm eine Spur Leichtigkeit verleiht. Eine überaus beeindruckende Leistung in einem Debutfilm.

Kristin Langer

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (25. Woche 2018).