Lieber Diktator

Tatiana ist 15, lebt mit ihrer alleinerziehende Mutter Darlene in einer langweiligen amerikanischen Vorstadt, gibt sich gern rebellisch, ist dadurch in ihrer Schule aber nicht besonders beliebt. Nur der von seinen Eltern sehr christlich geprägte Denny trifft sich gern mit ihr um ganz unchristliche Rockmusik zu machen. Und Tatianas Mutter nervt, denn ständig hat sie etwas an Tatiana zu bemängeln, während sie selbst wie ein verliebter Teenie den falschen Männern hinterherläuft. Als Tatianas Lehrer Spines die Hausaufgabe gibt, einem Vorbild zu schreiben, schießt sie quer und schreibt an General Anton Vincent, ein Diktator, der auf einer karibischen Insel herrscht. Tatsächlich antwortet der alte Mann ihr und es entspinnt sich ein Briefwechsel. Bis Anton vor einem politischen Putsch auf seiner Insel flieht und bei Tatiana vor der Tür steht. Tatiana muss Anton verstecken, doch dabei bringt er ihr nicht nur Strategien bei, wie sie unter ihren Mitschülern Anerkennung bekommt, sondern lässt sie auch ihrer Mutter näher kommen.

Ein unbeliebter amerikanischer Teenie trifft auf einen lateinamerikanischen Diktator - das klingt nach einer so schrägen Idee, dass man zunächst Laune auf „Lieber Diktator“ bekommt. Die satirische Komödie ist locker und temporeich erzählt und Odeya Rush als Tatiana, sowie Michael Caine als Anton ein sehenswertes Gespann. Doch je länger man den Film schaut, wird er zu einem etwas zwiespältigen Vergnügen. Denn so unterhaltsam und auch warm erzählt wird, wie Tatiana durch Anton lernt sich zu behaupten, ist diese nette Harmlosigkeit auch ein Problem. Der freundliche alte Mann, für den man Sympathie entwickelt, ist ein Diktator, der Menschen foltern und umbringen ließ. Darüber wird sich zwar kurz empört, doch dann scheint es auch wieder vergessen. Würde man sich ähnlich zu einem Saddam Hussein oder Kim Jong-un positonieren? „Lieber Diktator“ hätte mit der Qualität seiner tollen Hauptdarsteller sicher das Zeug dazu gehabt, die Gratwanderung zwischen Teeniekomödie und kluger politischer Satire zu wagen und hinzubekommen. So ist der Film einfach ein netter, nicht immer ganz geschmackssicherer Spaß geblieben.

DVD Extras: Making of, Trailer, Bildergalerie

Kirsten Loose