Leviathan

Länge:
136 Minuten (Blu-ray: 142 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Andrej Swjaginzew
Darsteller:
Alexey Serebryakov (Kolja), Roman Madyanov (Dmitri), Elena Lyadova (Lilia), Vladimir Vdovitchenkov (Wadim)
Genre:
Drama , Politischer Film
Land:
Russland, 2014

Im arktischen Norden Russlands an der schroffen Küste der Barentsee hat sich Kolia dank eines malerischen Stück Landes, das über Generationen in Familienbesitz ist, eine bescheidene Existenz als Automechaniker aufgebaut. Sein Leben mit dem jugendlichen Sohn Roman aus erster Ehe und seiner neuen Frau Lilia wird jedoch in den Grundfesten erschüttert, als der korrupte Bürgermeister des Ortes beschließt sich das Stück Land unter den Nagel zu reißen. Mit einer lächerlichen Summe will er Kolia abfinden. Dieser sucht Hilfe bei seinem alten Freund Dmitri, der mittlerweile ein erfolgreicher Anwalt in Moskau ist. Belastende Unterlagen über Bürgermeister Wadim sollen Kolia zu seinem Recht verhelfen. Aber dann gerät Kolia nicht nur in die Mühlen der ebenfalls korrupten Justiz und wird von ominösen Schlägertruppen bedroht, er entdeckt auch, dass sich seine Frau Lilia auf eine Affäre ausgerechnet mit dem besten Freund eingelassen hat. Zwar zeigt Lilia Reue, und die Eheleute kommen wieder zusammen, aber Dmitri knickt nach einem massiven Angriff auf sein Leben ein und flüchtet nach Moskau. Damit nicht genug, wird Kolia am Ende alles verlieren und sucht Rettung im Glauben, doch auch die Kirche ist ganz offensichtlich ein Teil des korrupten Systems.

So viel zum Inhalt, der jedoch weit mehr zu bieten hat, als diese auf den ersten Blick direkte Parabel auf russische Verhältnisse. Alle Figuren sind vielschichtige und zerrissene Charaktere, und die Motivation für ihr Handeln ist immer plausibel. Es sind Menschen zwischen Sehnsucht und Desillusionierung. Der Wodka, der in diesem Film buchstäblich in Strömen fließt, ertränkt die Dramen nicht, sondern bringt sie zum Vorschein. Allein der Bürgermeister ist nicht mehr als eine Fratze der Habgier, und dabei doch das niederschmetternd treffende Porträt eines Machtmenschen. Wadim poltert über die verkommenen Jugendlichen, dabei steht er selbst für das größte Stadium der menschlichen Verkommenheit. Die Jugendlichen hingegen, mit denen sich Kolias Sohn am Abend in einem Abbruchhaus trifft, wirken dagegen ebenso menschlich unverdorben wie hoffnungslos. Nicht nur in diesen Szenen verfällt der Film in eine sehr treffende sozialkritische Zustandsbeschreibung. Bei aller Wucht der Erzählung sorgt eine große Prise schwarzen Humors immer wieder für Leichtigkeit. Schon allein die grotesken Gerichtsverhandlungen treffen in ihren absurden bürokratischen Auswüchsen ins Schwarze. In einer anderen Szene schießen die betrunkenen Freunde auf Bilder von russischen Präsidenten. Die epische Erzählweise wartet mit einer Filmmusik von Philipp Glass und fantastischen Naturaufnahmen auf, teils von poetischer Grandiosität, etwa als ein Walskelett an Land gespült wird. Von der internationalen Kritik gefeiert, mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet (u.a. Golden Globe Award, Bestes Drehbuch in Cannes) stieß der Film in Russland auf heftige Reaktionen bei offiziellen Stellen. Wie sehr das düster melancholische Werk den Nerv der Zeit trifft, zeigt die Reakion des Kulturministeriums. Obwohl sie ein Drittel der Filmfinanzierung übernommen hatte, schlug sie als wütende Reaktion Richtlinien vor, um Filme zu verbieten, welche die Nationalkultur „beschmutzen“. Bestimmt keine leichte Kost, aber absolut sehenswerte russische Filmkunst und letztendlich eine universelle Geschichte über den Mensch in der Gesellschaft, und das Verhältnis von Politik, Kirche, Moral und Gerechtigkeit.


Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Russisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 1:2,40/16:9

Ton: Dolby Digital 5.1

Sprachen: Deutsch DD 5.1/Russisch DD 5.1

Untertitel: Deutsch

Anbieter

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (2. Woche 2016).