Lemming

Der erfolgreiche Ingenieur Alain und seine Frau Bénédicte sind aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt gezogen. Nachdem die Wohnung eingerichtet ist, laden sie Alains neuen Chef und dessen Ehefrau zu einem Abendessen ein, ganz wie es den gesellschaftlichen Gepflogenheiten entspricht. Bereits die Vorbereitung für dieses Dinner wird durch ein geheimnisvolles Nagetier im Abflussrohr empfindlich gestört, einem Lemming, der ausschließlich in Skandinavien, nicht aber in Südfrankreich beheimatet ist. Zu einem Eklat kommt es, als das junge und aufgeschlossene Vorzeige-Ehepaar mit den beiden Gästen konfrontiert wird. Ihre von Hass zerfressene und von gegenseitiger Zurückweisung geprägte Beziehung, die im Selbstmord der Frau gipfelt, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Leben der beiden jungen Gastgebenden.

Wie schon in „Harry meint es gut mit dir“ (2000) mischen sich auch in Dominik Molls neuem Film so hilfsbereit wie aufdringlich wirkende Außenstehende in das vermeintlich wohlgeordnete und durch nichts zu erschütternde Leben eines Paares ein. Sie stellen die Betroffenen auf eine harte Gedulds- und Bewährungsprobe, die zum blanken Horror gerät. Das mit ruhiger Hand inszenierte bitterböse Kammerspiel glänzt vor allem durch eine herausragende französische Darstellerriege, der die Rollen so auf den Leib geschrieben scheinen, dass man einige Unglaubwürdigkeiten des Drehbuchs gerne verzeiht. Letzten Endes verhält es sich wie mit dem Lemming, dessen Existenz am Ende eine plausible Erklärung erfährt. Wenn auch die Zeichnung der Charaktere einem jugendlichem Publikum nur wenige Identifikationsmöglichkeiten bieten, sind die Themen des Films doch allgemein verständlich: die Brüchigkeit der menschlichen Existenz, der Blick hinter wohlgeordnete bürgerliche Fassaden und die Folgen eines Vertrauensbruchs, der in einem unentrinnbaren Lügengespinst endet.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Making of, Outtakes

Holger Twele