Last Resistance - Im russischen Kreuzfeuer

Länge:
87 Minuten (Blu-ray: 91 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Akhtem Seitablaew
Darsteller:
Vyacheslav Dovzhenko (Serpen), Roman Yasinovsky (Guide), Andriy Isayenko (Subbota), Viktor Zhdanov (Starui), Makar Tikhomirov (Major) u. a.
Genre:
DVD-Premiere , (Anti-)Kriegsfilm
Land:
Ukraine, 2017

„Cyborgs“ wie die aus Science-Fiction-Filmen bekannten Maschinenwesen mit menschlichen Zügen werden sie genannt. So lautet auch der Originaltitel des in der Ukraine frenetisch gefeierten Kinohits über die Männer, die in heroischer Selbstaufopferung im Winter 2014 ganze 242 Tage und Nächte den bereits weitgehend zerstörten Flughafen von Donezk gegen die anrückende russische Armee und gegen ukrainische Separatisten verteidigten. Mit ihrem strategisch fragwürdigen Einsatz wurden sie zu Helden, zu wahren Vorbildern im Kampf gegen Ungerechtigkeit und Misswirtschaft bis hinein ins Militär, zu echten Patrioten, die aus der Vergangenheit lernen und Verantwortung für die Zukunft und für ihr Vaterland übernehmen wollten.

Das klingt fast wie ein Propagandafilm und ist es auch. Ein gut gemachter Propagandafilm obendrein, der es versteht, mit ausgewogenen Spannungsbögen, handwerklicher versierter Kamera- und Lichtführung und einer insgesamt gelungenen Dramaturgie zu überzeugen. Die intendierte Propagandawirkung entsteht hier nicht etwa durch eine einseitige Perspektive, in der andere Meinungen nicht zu Wort kommen – im Gegenteil. Fast möchte man dem Film „ausgewogene Objektivität“ bescheinigen, denn er spart auch menschliche Schwächen in den eigenen Reihen nicht aus, übt offene, wenn auch in keiner Weise detaillierte oder gar nachprüfbare Kritik an der ukrainischen Politik und an der eigenen Militärführung, verherrlicht den Krieg nicht, zeigt die moralischen Skrupel beim Töten und bezieht sogar klar Stellung bei der möglichen Verletzung von Menschenrechten, selbst wenn der Gegner offenbar ein Verräter ist. Das klingt alles rundum überzeugend und man möchte fast vergessen, dass es bekanntlich keine „sauberen“ Kriege gibt und auch dieser Krieg UN-Schätzungen zufolge bereits mehr als 10.000 Menschen das Leben gekostet hat, darunter bis zu 1.000 Opfer allein im Bereich des Flughafens. Erst bei genauerer Betrachtung offenbart sich die Propaganda, die offenbar ihre Wirkung voll erreicht. Natürlich halten alle Helden wie Pech und Schwefel zusammen, selbst wenn der militärische Nutzen der Aktion mehr als umstritten war, ein junger Klaviervirtuose aus gutbürgerlichem Haus eilt den Helden zu Hilfe und beherrscht das Schießen offenbar noch besser als sein Musikinstrument, die anonym bleibenden Russen werden ausnahmslos nur als „Schweine“ bezeichnet, die „in unser Land gekommen“ sind, und ein ukrainischer Separatist wird natürlich von den eigenen Leuten ermordet. Auf der anderen Seite muss man dem handwerklich sauber gemachten Film zugutehalten, dass er neben der beabsichtigten Mythenbildung vielleicht doch eine öffentliche Diskussion über Fehler auch in den eigenen Reihen entfachen könnte, wobei es für eine wirklich differenzierte Sicht der Dinge wahrscheinlich noch zu früh ist.


 

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Mehrsprachig, Russisch, Ukrainisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24. Woche 2018).