Landrauschen

Länge:
101 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
19.07.2018
Regie:
Lisa Miller
Darsteller:
Kathi Wolf (Toni), Nadine Sauter (Rosa), Heidi Walcher, Karl Fischer, Volkram Zschiesche, Rupert Markthaler
Genre:
Tragikomödie
Land:
Deutschland, 2018

Toni hat in Berlin gelebt und zwei Studiengänge abgeschlossen, aber mit Ende 20 immer noch keinen Job. Eine Erbschaftsangelegenheit in der Heimat ist willkommener Anlass für sie, in das Dorf zurückzukehren, in dem sie aufgewachsen ist: Bubenhausen in Bayerisch-Schwaben. Als sie sich bei der Zeitung für eine Stelle bewirbt, darf sie nur in der Lokalredaktion ein Praktikum machen und über Faschingsumzüge und Dorffeste berichten. Toni fühlt sich davon genauso ausgebremst wie von ihren Eltern, bei denen sie nun wieder wohnt. Doch dann läuft ihr Rosa über den Weg. Die beiden kennen sich von früher. Rosa arbeitet als Sozialarbeiterin für eine kirchlich verwaltete Flüchtlingsunterkunft und ist lesbisch. Gemeinsam verbringen sie den Sommer und Toni ist immer bereiter, sich auf die alte Heimat einzulassen. Dabei kommt sie Rosa immer näher. Doch was die beiden jungen Frauen wirklich wollen und ob dies Freundschaft oder Beziehung sein kann, müssen sie noch herausfinden.

Für ihren ersten Langfilm wurde Lisa Miller gleich mehrfach beim Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet, unter anderem als Bester Spielfilm und für das Beste Drehbuch, und auch auf weiteren Festivals lief „Landrauschen“ sehr erfolgreich. Dabei war der Film zuvor ohne Förderung, nur mit Crowdfunding entstanden.
Die Handlung lässt zunächst Klischeehaftes vermuten: Eine in der Großstadt gescheiterte Städterin kehrt aufs Land zurück. Das bringt zum einen natürlich einen Culture Clash mit sich, aber eben auch die Schwierigkeit, als mittlerweile eigenständige Person sich plötzlich wieder mit den Eltern auseinandersetzen zu müssen. Doch „Landrauschen“ gelingt es, sich über Klischees hinwegzusetzen. Lisa Miller erzählt mit humorvollem Blick für skurrile Details und Empathie für ihre Figuren von Tonis aber auch Rosas Ringen mit dem Leben in der Provinz. Während Toni frisch mit ihrem neuen Leben konfrontiert ist und sich zunächst auch darin gefällt, in allem nur die Spießigkeit zu sehen und dagegen aufzubegehren, hat Rosa schon lange ihre eigenen Methoden gefunden, sich nicht verbiegen zu lassen.
Wirken manche Szenen und Gags ein wenig bemüht (Tonis Bewerbungsgespräch bei der Zeitung, bei dem ihr Konkurrent mit am Tisch sitzt, ist so ein Fall), so wechselt dies immer wieder in wunderbar lebensnahe Beobachtungen, gewitzte Situationen und Momente, die man so nicht erwartet hätte. „Landrauschen“ gelingt es dabei, über die gesamte Länge trotz vieler Details und kleinen Handlungsfäden seine Spannung zu halten. Lisa Miller hat überwiegend mit Laiendarstellern gearbeitet, Szenen teils dokumentarisch gedreht und Dialoge improvisieren lassen. So atmet der Film eine große Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit und porträtiert liebevoll nicht nur seine Figuren, sondern eben auch die Eigenheiten dieser eigenwilligen Region, die irgendwie Bayern, aber eben auch schwäbisch ist. Ein moderner, ganz eigener Heimatfilm mit zwei sehenswerten Protagonistinnen im Zentrum.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (46. Woche 2018).