Korczak

Warschau 1936: Mit großer Hingabe moderiert Janusz Korczak eine seiner beliebten Warschauer Radiosendungen. Es ist seine letzte, denn als Jude erscheint er den polnischen Behörden nicht mehr tragbar. Korczak konzentriert sich nun ganz auf die Leitung des von ihm gegründeten Modellwaisenheims für jüdische Kinder. Seine Erziehungsmethoden sind antiautoritär, die Kinder verwalten sich selbst und lernen so, früh Verantwortung zu übernehmen. Nachdem deutsche Truppen Polen überfallen, muss Korczak mit seinen 200 Kindern ins Warschauer Ghetto ziehen. Dort setzt er alles daran, ihnen angesichts der Grausamkeit der deutschen Bewacher und des alltäglichen Sterbens auf der Straße die Ängste zu nehmen und für sie Lebensmittel zu besorgen. Für seine Kinder begibt sich Korczak immer wieder in Lebensgefahr. Das Angebot von einflussreichen Leuten, ihn aus dem Ghetto zu schleusen, lehnt er ab. Am 6. August 1942 werden alle Kinder des Waisenheims in das KZ Treblinka deportiert. Janusz Korczak besteht darauf, sie begleiten zu dürfen, und geht gemeinsam mit ihnen in den Tod.

„Wer sagt, er opfere sich für andere, der lügt. Der eine spielt gerne Karten, der nächste liebt Frauen, ein anderer geht ständig zum Pferderennen. Ich mag Kinder. Für mich bedeuten sie kein Opfer. Ich tue es nicht für sie, sondern für mich.“ So formulierte es einmal der polnisch-jüdische Mediziner, Schriftsteller und Pädagoge Janusz Korczak. Seine letzten Lebens- und Leidensjahre dokumentiert Regisseur Andrzej Wajda in diesem Film, der 1990 nach einem Buch der prominenten Autorin und Regisseurin Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“) gedreht wurde und nun auf DVD erscheint. Regisseur Andrzej Wajda konfrontiert dabei die fiktiv erzählte Lebensgeschichte Korczaks mit vielen historischen Dokumentaraufnahmen aus dem Warschauer Ghetto. Obwohl er den stillen Helden Korczak, dessen oberstes Gebot Friedfertigkeit und Humanismus war, in den Vordergrund stellt, zeichnet Wajda zudem ein sehr differenziertes Bild vom Leben im Warschauer Ghetto, das durch Brutalität und Gewalt, durch Solidarität, aber auch Verrat und Selbstbereicherung geprägt ist. „Korczak“ ist ein zutiefst bewegender Film und ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

DVD-Bildformat: 1:1,33; 4:3
Ton: Mono
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Bonusfilm „Signiert“ (Originalfassung, deutsch eingesprochen), Pressestimmen

Regisseur Andrzej Wajda wurde für sein gesamtes Filmschaffen im Jahr 2000 mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet, zudem 2006 mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale.

Barbara Felsmann