Kolyma - Ein skurriler Roadtrip durch Sibirien

Länge:
85 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Stanislaw Mucha
Darsteller:
- / -
Genre:
Dokumentation
Land:
Deutschland, 2018

Von der Hafenstadt Magadan, ganz im Osten Russlands nimmt die Fernstraße Kolyma ihren Anfang – und ebenso die gleichnamige Doku von Stanisław Mucha. Der Regisseur, der in Polen geboren wurde und in Babelsberg studierte, macht sich in Magadan auf die Reise: Rund 2.000 Kilometer legt er auf der „Straße der Knochen“ zurück.

Für Millionen von Gefangenen war Magadan der Anfang vom Ende. In der Stalin-Ära wurden sie auf Arbeits- und Straflager nahe Magadan verteilt – und diese Gefangenen waren es, welche die Fernstraße Kolyma bauen mussten. Sie waren es, die unter unmenschlichen Bedingungen die Bodenschätze aus den umliegenden Minen nach oben holten, und sie waren es, deren Leichen in dieser Gegend verscharrt liegen. Deshalb hat Kolyma den Beinamen „Straße der Knochen“. Stanisław Mucha besucht die Orte, an denen sich unsägliches Leid ereignet hat – und schaut, wer noch da ist, um davon zu berichten. Er trifft auf einen Sammler, der Gulag-Utensilien wie Exponate in seiner Wohnung hortet. Er trifft auf stolze Mörder und reuige Staatsdiener, auf Goldgräber und Wunderheiler.

Verbunden sind die Episoden, zwischen denen unchronologisch hin und her geschnitten wird, durch stumme Autofahrten entlang der titelgebenden Straße. Mal im Schneegestöber, mal bei Sonnenschein – doch immer bleibt es eine unwirtliche Landschaft, durch die sich der Film schlängelt. Mucha hält sich einerseits zurück, tritt als Reisender und Suchender kaum in Erscheinung, lässt die meisten Bilder und Begegnungen unkommentiert stehen. In seinen Fragen aus dem Hintergrund klingen dennoch Gespür und Nachdruck mit, die ihn als Meister seines Fachs entlarven. In nur 85 Minuten liefert Stanisław Mucha ein breites Spektrum bemerkenswerter Momentaufnahmen aus einer Welt, die den wenigsten in Westeuropa bekannt sein dürfte. Dabei gelingt ihm die Gratwanderung zwischen grauenvollen Geschichten und geradezu amüsanten Szenen. Immer wieder fragt Mucha die Menschen vor seiner Kamera: Was macht es mit ihnen, dass sie hier zwischen Stalins Massengräbern leben? Ein Schamane antwortet: „Ich plädiere nicht dafür, stumpf zu sein. Was ich ablehne, ist billige Sentimentalität.“ Er verweist auf die Gegenwart, auf Syrien, und darauf, dass jede Hand voll Erde die Überreste unzähliger Menschen enthält. Am Ende des Films ist man nicht unbedingt schlauer, was die Vergangenheit rund um die Straße Kolyma anbelangt. Aber man ist um viele Eindrücke der Gegenwart reicher.

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Russisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (4. Woche 2019).