Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
90 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 10 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Aron Lehmann
Darsteller:
Robert Gwisdek, Jan Messutat, Thorsten Merten, Rosalie Thomass, Michael Fuith u. a.
Genre:
Tragikomödie
Land:
Deutschland, 2012

Gleich am ersten Drehtag mitten in der ländlich abgeschiedenen Idylle von Südbayern erfährt der junge Filmregisseur Lehmann, dass die Produzenten seines Historiendramas „Kohlhaas“ ausgestiegen sind und das Geld für die Produktion weg ist. Ein Teil des Drehteams reist daraufhin sofort ab. Mit den Verbliebenen möchte Lehmann seinen Film ohne Budget und mit Gagenrückstellungen dennoch realisieren. Die anfangs begeisterten Dorfbewohner werden zu Laiendarstellern umfunktioniert, Pferdehändler Kohlhaas reitet nun auf Kühen, die Waffen existieren nur in der Vorstellung der Darsteller. Im Unterschied dazu ist die Sammelunterkunft für das Drehteam in einer alten Gaststube und in der Scheune umso realistischer, wobei heftige Auseinandersetzungen vorprogrammiert sind. Trotz aller Widrigkeiten gibt Lehmann nicht auf und zieht sein Projekt durch.


Auf den ersten Blick und im ersten Drittel wirkt dieser „Film im Film“ von Aron Lehmann, einem Absolventen der Münchner Filmhochschule, nur wie eine amüsante tragikomische Persiflage über die Schwierigkeiten vieler mehr oder weniger naiver beziehungsweise „besessener“ Filmemacher, ihr Projekt zu realisieren, wobei selbst Rainer Werner Fassbinder mehrere Jahrzehnte zuvor bekanntlich schon ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Heute wollen und können nicht zuletzt dank technischer Entwicklungen viele junge Menschen ihre Filmideen leichter realisieren. Ihnen allen vor und hinter der Kamera ist der Film ein Lehrstück darüber, wie sich selbst mit minimalem Budget und mit der Kraft der Fantasie, guten Einfällen sowie Improvisationstalent viel erreichen lässt. Was Aron Lehmanns bereits mehrfach ausgezeichneten Film (darunter der Publikumspreis beim Max Ophüls Filmfestival 2013) von ähnlich gelagerten Versuchen aber deutlich abhebt, ist die gelungene Verbindung der Reflexion über das Filmemachen mit der Verfilmung der Kleistschen Novelle. Dabei sind am Ende die Figur des Regisseurs und die Figur von Michael Kohlhaas kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Dank dieses Kunstgriffs fügt der Film der Moral und den Motiven der Figuren aus der Novelle neue Facetten hinzu und regt gleichzeitig dazu an, auch dem Filmemachen und den dahinter stehenden Motiven weitere Perspektiven abzugewinnen.


DVD-Bildformat:16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch, Italienisch

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDgood!movies

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20. Woche 2014).