Kevin - Die Vampirdoku

Kevin Schmidtke ist 19 Jahre alt und sieht aus wie ein ganz normaler Teenager, wären da nicht die beiden markanten Eckzähne. Kevin gehört zur Minderheit der Hämatophagen, im Volksmund auch Vampire genannt. Im integrationswütigen Deutschland ist diese einst gefährliche Minderheit jedoch längst domestiziert worden, also sie muss sich von Dosenblut ernähren, lebt in staatlich organisierten Familien und führt ein ansonsten ziemlich normales, sprich angepasstes Leben. „Kevin – Integration eines Mythos“ – so der ursprüngliche Titel des Films. Der Mythos Vampir hat in Deutschland keine Chance seine düstere, gefährliche Macht zu entfalten. Die engagierte Journalistin Lucy van Zandt begleitet den Leipziger Teenager, schließlich sind Vampire auch nur Menschen. Ihre Reportage will mit Vorurteilen aufräumen, aber - ist das wirklich ihr Ansinnen?

Der Regisseur Christian von Aster hat sich bereits einen Namen als Schriftsteller im Fantasy-Bereich gemacht. Er tingelt über Lesebühnen und ist in der New Gothic Szene zu Hause. Das umfangreiche Insiderwissen über Vampire merkt man seinem witzigen, intelligenten Fake-Dokumentarfilm an. Er nimmt sich mit seiner Mockumentary die um Integration bemühte Gesellschaft vor, die vor allem den schönen Schein wahren will und ein normiertes Leben propagiert. Nebenbei ist die Low-Budget Produktion eine erfrischende Gegenperspektive zu dem derzeit kursierenden Vampirhype in rührseligen Teenager-Filmen. Die zahlreichen, originellen inhaltlichen Einfälle wiegen die zum Teil recht hölzern aufgesagten Dialoge der Laiendarsteller auf. Es gibt Blutkonservendealer, eine Vampir-Volkszählung und Potenzprobleme wegen Durchblutungsstörungen, um nur einige davon zu nennen. Der Sänger der Prinzen, Sebastian Krumbiegel, hat einen Cameo-Auftritt, in dem er mit falscher Betroffenheit an die Menschlichkeit appelliert. Die hausgemachte und mitunter etwas dilettantisch wirkende Machart des Films wird von einer wahren Flut von guten Einfällen aufgewogen.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch

Christiane Radeke