Julieta

Julieta hat nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Xoan ein besonders inniges Verhältnis zu ihrer Tochter Antía. Die junge Witwe fühlt sich mitschuldig am Tod ihres Mannes und gerät immer tiefer in eine Existenzkrise. Antía und deren Freundin Beatriz kümmern sich rührend um die trauernde Frau. Als Antía – mittlerweile fast 18 Jahre alt – aus einem Seminar zur Selbstfindung nicht mehr zurückkehrt, ist Julietas ohnehin schon geschwächtes Nervenkostüm zum Zerreißen gespannt. Zwar übermittelt die Tochter der Mutter ein Lebenszeichen, verschwindet aber völlig aus deren Leben.

Auch nach Jahren leidet Julieta noch immer an dem Verlust, zumal sie keine wirkliche Erklärung für die enorme Distanziertheit der Tochter hat. Als sie zufällig Beatriz wiederbegegnet und erfährt, dass die Tochter, genau wie die Mutter in Madrid lebt, macht sich Julieta erneut auf die Suche nach ihr. Sie verlässt völlig unvermittelt ihren jetzigen Lebenspartner Lorenzo und begibt sich in das Viertel, in dem sie mit Antía gelebt hat.

Pedro Almodóvar beweist auch mit „Julieta“ wieder sein Gespür für hochinteressante, emotionale Frauenfiguren. Doch in seinem neuen Film setzt er auf leise, facettenreiche Töne. Er kommt fast ohne schrille Figuren aus und der zuweilen sehr subtil aufblitzende Humor lenkt nicht vom Grundgeschehen ab. In „Julieta“ verzichtet der Regisseur auf jedes Pathos.
Almodovars neues Meisterwerk ist ein pures, tiefgründiges Kino-Drama um Verlust und Schmerz, Einsamkeit und Ratlosigkeit. Auch für das Drehbuch zeichnet der Meisterregisseur wieder verantwortlich. Die Kurzgeschichten „Entscheidung“, „Bald“ und „Schweigen“ der kanadischen Autorin Alice Munro nahm er als Vorlagen für seine Geschichte. In der komplexen Rückblendenstruktur seines Films löst er nicht jedes Rätsel, das er dem Publikum in Bezug auf die verschwundene Tochter auferlegt. Vielmehr bleibt er ganz bei den Gefühlen Julietas. Für die Filmmusik konnte Almodóvar wieder Alberto Iglesias gewinnen. Iglesias war sehr darauf bedacht, die Musik wie den Atem der Hauptfigur wirken zu lassen. Der unaufdringliche Soundtrack schmiegt sich harmonisch dem Geschehen an und überfrachtet die Szenen nicht. Nicht zuletzt sind aber die emotional absolut glaubhaft und nuanciert spielenden Schauspieler, allen voran die Julieta-Darstellerinnen Emma Suárez und Adriana Ugarte, der Magnet, der das Publikum in seinen Bann zieht.

Blu-ray-Bildformat:1:1,85/1080p
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1/Spanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Featurettes, Trailer, Bildergalerie

Blu-ray Extras: Featurettes, Trailer, Bildergalerie

Werner Barg