Julia muss sterben

Länge:
95 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Kinostart:
29.07.2021
Regie:
Marco Gadge
Darsteller:
Sabrina Amali (Lya), Katharina Schlothauer (Gabriele), Nellie Thalbach (Clara), Franziska Breite (Runa), Thilo Prothmann (Frank), Michel Diercks (Kasper) u. a.
Genre:
Komödie
Land:
Deutschland, 2019

Schon mal den Wunsch gehabt, eine Schauspielkarriere zu starten oder auf eine Schauspielschule zu gehen? Dann macht diese Komödie sicher besonders Spaß! Genüsslich und mit großer Spielfreude werden zahlreiche Klischees aufs Korn genommen, etwa ein stets komplett verqualmtes Besprechungszimmer der Dozent*innen oder die überambitionierten Vorsprechrunden der kleinen und mitunter auch großen Talente. Hier kommt ein bunter Haufen zusammen: Spaßvögel, sehr von sich selbst Überzeugte, Quasselstrippen, eher Schüchterne und Introvertierte. Und (Achtung Spoiler: Running Gag!) da gibt es auch noch einen Bewerber, der auf der Suche nach einem angeblich unverzichtbaren Formular durch die nach „Kultur“ riechenden Hallen der Schauspielschule irrt. Diese soll zur schieren Verzweiflung des Schulrektors demnächst geschlossen werden, wie ein biederer Ministerialbeamter ihm unter die Nase reibt.


Darum geht es in der Komödie „Julia muss sterben“:


Im Mittelpunkt der Komödie stehen drei Schauspielschüler*innen. Eine davon ist Lya, die ursprünglich aus dem Irak stammt. Seit mittlerweile acht Jahren pflegt sie ihren an den Rollstuhl gefesselten Vater. Ihre Großfamilie weiß nichts davon, dass sie sich endlich an der Schauspielschule bewerben möchte. Mit Kopftuch selbstverständlich, denn das gehört ihrer Überzeugung nach untrennbar zu ihr. Um den Termin dennoch heimlich wahrnehmen zu können, hat sie ihrem Vater kurzerhand ein paar Schlaftabletten verabreicht. Im Foyer der Schule freundet sich Lya schnell mit der quirligen Clara an, die mitunter etwas verpeilt wirkt, sowie mit dem schwulen Kaspar, obwohl dieser reichlich abfällige Bemerkungen zu ihrem Kopftuch und zu ihrer Hautfarbe macht. Richtig turbulent wird es, als plötzlich Lyas gesamte Familie in der Schule auftaucht und die Lage nicht nur für Lya komplett aus dem Ruder läuft.


Ob sich ein Blick in „Julia muss sterben“ lohnt?


Der in Sachsen-Anhalt geborene Drehbuchautor und Regisseur Marco Gadge arbeitete zunächst als Postproduktionsassistent bei einer Leipziger Filmproduktion, drehte dann mehrere Kurzfilme und übernahm die Regie bei einigen TV-Folgen von „Schloss Einstein“ und „Alles oder nichts“. „Julia muss sterben“ ist sein Langfilmdebüt. Gadge kennt sich offenbar bestens im Schaupspiel-Kosmos aus, das ist den Figurenzeichnungen deutlich anzumerken. Und er beweist Mut, indem er sich nicht allein auf solche unterhaltsamen Seitenhiebe auf die Branche beschränkt, sondern zugleich die Diskussion um Rassismus, Ausgrenzung, Kopftuchverbot und den Zusammenprall verschiedener Kulturen aufgreift. Vieles ist ihm gut gelungen, manchmal schlägt der Film allerdings deutlich über die Stränge: Weniger Gags, dafür mehr Sensibilität in Bezug auf die angesprochen wichtigen Themen hätten diesem gutgetan.

Holger Twele

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