Johanna - eine (un)typische Heldin

Länge:
104 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Coky Giedroyc
Darsteller:
Beanie Feldstein (Johanna aka Dolly), Alfie Allen (John Kite), Paddy Considine (Pat), Sarah Solemani (Angie), Laurie Kynaston (Krissi)
Genre:
Komödie , Literaturverfilmung
Land:
Großbritannien, 2020

England in den frühen 90er Jahren: Johanna ist 16, lebt mit ihren Eltern und vier Geschwistern in der Kleinstadt Wolverhampton und wartet darauf, dass ihr Leben aufregend wird. In den Romanen, die der Bücherwurm verschlingt, tritt die Veränderung für die Heldin immer mit dem Auftauchen eines mysteriösen Mannes ein. Keine Option für Johanna. Wenn für sie ein Abenteuer beginnt, dann nicht durch einen Jungen, sondern nur durch sie selbst!

Ihr Auftritt bei einem im Fernsehen ausgestrahlten Gedichtwettbewerb wird jedoch nicht zum erhofften Erfolg, sondern Johanna damit zur Lachnummer unter ihren Mitschülern. Außerdem offenbart sie in ihrem Gedicht ungewollt, dass ihr Vater Pat illegal Hunde züchtet, obwohl er Invalidenrente bekommt. Prompt bekommt Pat die Rente gestrichen und das Geld der Familie wird knapp. Johannas Bruder Krissi gibt der Schwester den Tipp, dass ein Londoner Musikmagazin einen neuen Kritiker sucht. Johanna hat zwar keine Ahnung von Rockmusik, aber sie ist gescheit, kann formulieren und schreibt los. Die rein männliche Belegschaft der Redaktion belächelt das uncoole Mädchen, doch Johanna ist beharrlich. Sie gibt sich einen Künstlernamen (Dolly Wilde) und neuen Look (flammend rote Haare, Zylinder, Doc Martens) und begreift schnell, worauf es beim erfolgreichen Kritikenschreiben ankommt: Bloß nicht zuviel loben, denn nur die wenigsten Bands haben dies verdient. Bald ist Dolly alias Johanna für ihre knallharten Verrisse so gefürchtet wie gefeiert. Doch sie merkt, dass sie sich dabei immer mehr von denen entfernt, die ihr wichtig sind.

Johanna ist uncool, übergewichtig, ein Nerd – aber hat dazu von Beginn des Films an eine weitere ganz entscheidende Eigenschaft: Selbstvertrauen. Statt wie so oft die Geschichte einer schüchternen Außenseiterin zu erzählen, die erst lernen muss, sich zu akzeptieren, macht „Johanna – eine (un)typische Heldin“ vieles wohltuend anders. Johanna weiß, was sie kann, und lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. Und sie ist von solch spürbarer Energie und Lust aufs Leben, dass man ihr einfach nur wünscht, ihren Weg zu gehen.

Dass Johanna eine solch großartige Heldin ist, ist zum einen Caitlin Moran zu verdanken, die hier ihren eigenen Roman adaptiert, der wiederum auf ihrem eigenen Leben basiert. Moran erschrieb sich sehr jung, mit Talent und Scharfzüngigkeit selbst einen Job als Kritikerin bei einem angesagten Londoner Musikmagazin. Und es ist Moran ein Anliegen, Mädchen und jungen Frauen, die vielleicht nicht cool oder normschön, aber großartig sind, den Rücken zu stärken.

Zum anderen lebt und leuchtet Johanna durch ihre Darstellerin Beanie Feldstein („Booksmart“), die sie mit unerschütterlichen Energie spielt und sich – so man den Film im englischen Original anschauen mag – einen beeindruckenden Wolverhamptoner Akzent antrainiert hat. Unterhaltsam wie anrührend wird der Film aber auch durch die liebevoll gezeichneten Figuren um Johanna herum: Ihr Vater, der die Tochter stets unterstützt, und immer noch auf seine eigene Musikerkarriere hofft, ihr Bruder Krissi, der Johanna fürs Uncoolsein aufzieht, aber trotzdem alles mit ihr teilen mag, und ihre von der Geburt von Zwillingen erschöpft in den Seilen hängende Mutter. Einzig den unsäglich steifen deutschen Filmtitel sollte man besser schnell vergessen. Im Original heißt der Film viel treffender: How to build a girl – wie man ein Mädchen aufbaut.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (7. Woche 2021).