Ivie wie Ivie

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
112 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
16.09.2021
Regie:
Sarah Blaßkiewitz
Darsteller:
Haley Louise Jones (Ivie), Lorna Ishema (Naomi), Anne Haug (Anne), Maximilian Brauer (Ingo), Anneke Kim Sarnau (Gabi)
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2021

„Wo kommen deine Eltern genau her?“  – Mit dieser Frage ist Ivie bei ihren Vorstellungsgesprächen an Schulen genauso konfrontiert, wie mit Kommentaren über ihr fließendes Deutsch oder darüber, dass mit ihr „multikulturelle Richtungen“ in der Lehrerschaft vertreten wären. Doch Ivie bleibt höflich, schließlich will sie endlich eine feste Stelle als Lehrerin. Als afrodeutsche Tochter einer weißen Mutter hat sie ihr Leben bisher ansonsten ganz ok gefunden und fühlt sich in ihrer langjährigen Clique, die ihr den Spitznamen „Schoko“ gegeben hat, aufgehoben.


Was dich im Film „Ivie wie Ivie“ erwartet:


Ivie wohnt mit ihrer besten Freundin Anne in einer WG in Leipzig und jobbt übergangsweise im Solarium ihres Ex-Freunds Ingo. Als die Berlinerin Naomi vor ihrer Tür steht und erklärt, Ivies Halbschwester zu sein, muss die erstmal über die vermeintliche Absurdität lachen. Doch es stimmt. Naomi hat davon auch erst durch den Tod des gemeinsamen Vaters erfahren. Ivie und Naomi sollen zu seiner Beerdigung in den Senegal kommen. Aber wollen die beiden überhaupt zu der Familie eines Mannes, den sie nie kannten? Ivie geht zunächst auf Abstand. Doch Naomis direkte toughe Art bringt sie nicht nur dazu, sich mit dem ihr unbekannten Vater auseinanderzusetzen, sondern auch mit sich selbst. Und so beginnt sie auch ihren Spitznamen und ihr bisheriges Selbstbild in Frage zu stellen. 


Womit „Ivie wie Ivie“ überzeugen kann...


In ihrem Debütfilm erzählt Sarah Blaßkiewitz so klug wie unterhaltsam von familiärer Identität und der Frage, wer man selber ist. Und sie schildert die unterschiedlichsten Ausprägungen von Rassismus und dem Umgang damit, denn Blaßkiewitz' Protagonistinnen sind wie sie selbst Schwarze Deutsche. „Ivie wie Ivie“ porträtiert genau, wie vielschichtig die Erfahrungen der beiden Halbschwestern sind und zeigt auf, dass rassistische Verhaltensweisen nicht nur von Nazis oder offensichtlich vorurteilsbehafteten Gegenübern an den Tag gelegt werden, sondern auch von dem eigenen wohlmeinenden weißen Freundeskreis. Damit stellt der Film schmerzhafte, wie wichtige Fragen, ohne einfache Antworten zu geben. Zugleich bleibt „Ivie wie Ivie“ angenehm unverkrampft und ganz konzentriert darauf, komplexe, smarte, gewitzte Figuren zu erzählen. So folgt man Ivie und Naomi, die von Haley Louise Jones und Lorna Ishema wunderbar lebendig gemacht werden, gerne auf ihrem Weg. Auch Nebenfiguren wie Ivies Freunde Anne und Ingo und ihre Mutter Gabi werden nicht eindimensional gezeichnet, sondern als Menschen aus Fleisch und Blut. Ein Film, der großartige weibliche Identifikationsfiguren bietet, weiße Zuschauende zur Selbstreflektion anregt und beim Schauen einfach Spaß macht.

Kirsten Loose

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