Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Länge:
133 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
13.04.2023
Regie:
Emily Atef
Darsteller:
Marlene Burow (Maria), Felix Kramer (Henner), Cedric Eich (Johannes), Jördis Triebel (Marias Mutter), Christine Schorn (Frieda)
Genre:
Drama , Literaturverfilmung
Land:
Deutschland, 2023

2018 feierte Emily Atefs Film „3 Tage in Quiberon“ seine Premiere im Wettbewerb der Berlinale und erhielt noch im gleichen Jahr beim Deutschen Filmpreis sage und schreibe (!) sieben Auszeichnungen. Im Februar 2023 war Emily Atef wieder zu Gast bei der Berlinale – nun mit ihrer neuen Kinoproduktion „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“. Schon im Vorfeld war das Publikum äußerst gespannt auf die Verfilmung des Romandebüts von Daniela Krien. Die Leipziger Bestsellerautorin wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. erhielt sie 2020 den Sächsischen Literaturpreis für ihre bisherigen Prosawerke.


Darum geht es in „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“:


1990, in einem thüringischen Dorf: Es ist die Zeit des großen Umbruchs in der „Noch-DDR“. Gerade wurde die Westmark eingeführt, für den Oktober ist die offizielle Wiedervereinigung geplant. Es ist ein Sommer voller Hoffnungen, aber auch voller Verunsicherungen und Ängste. In dieser Zeit zieht die fast 19-jährige Maria zu ihrem Freund Johannes auf den Bauernhof seiner Eltern. Marias Mutter lebt ein paar Dörfer weiter und hat durch die Wende und den Verlust ihrer Arbeit den Boden unter den Füßen verloren. Auch Maria ist verunsichert und weiß nicht, wie sie ihr Leben in der neuen Zeit gestalten will. Anstatt zur Schule zu gehen, verträumt sie den lieben, langen Tag oder liest in dem Buch „Die Brüder Karamasow“ von Fjodor Dostojewski. Johannes dagegen hat genaue Vorstellungen von seiner Zukunft. Er möchte in Leipzig Fotografie studieren und ist mit der Vorbereitung seiner Bewerbungsmappe beschäftigt. Dann lernt Maria den 40-jährigen Henner kennen, der zurückgezogen auf einem Bauernhof in der Nähe lebt. Früher galt Henner als Draufgänger und „Weiberheld“, nun wird er als kaputter, unberechenbarer und vom Alkohol gezeichneter Mann gemieden. Maria aber fühlt sich zu Henner hingezogen und so beginnt eine heimliche Beziehung, wie sie komplizierter nicht sein könnte.


Lohnt sich die Literaturverfilmung für dich?


Daniela Krien beschreibt in ihrem Roman eine spannende, höchst widersprüchliche Liebesgeschichte zwischen zwei ungleichen Menschen. Da gibt es Maria, die hier im Gegensatz zum Film 16 Jahre alt ist und völlig zerrissen die Zeit des gesellschaftlichen wie persönlichen Umbruchs erlebt. Einerseits hat Maria mit ihrer Naivität und Orientierungslosigkeit zu kämpfen, andererseits verspürt sie den starken Wunsch nach sexuellen Abenteuern, möchte sie Grenzen ausloten und sich selbst erfahren. Henner dagegen ist erfahren in Liebesdingen, durch seine schwierige Kindheit und Jugend aber auch ein gebrochener Mann, der immer wieder zu Gewaltausbrüchen neigt oder sich mit Alkohol betäuben muss. Die Schicksalsschläge haben ihre Spuren bei ihm hinterlassen.

Die Verfilmung stellt die Liebesgeschichte zwischen Maria und Henner in den Mittelpunkt, ohne das gesellschaftliche Umfeld zu vernachlässigen. Letzteres wird allerdings weniger gezeigt, sondern zumeist in den Gesprächen von Johannes Familie thematisiert. Damit geht die Schärfe, die in der Vorlage zu finden ist, etwas verloren. Und auch die Beziehung zwischen Maria und Henner, die es wirklich in sich hat, erfährt nicht die Intensität der Romanvorlage. Während Felix Kramer als Henner dessen Zerrissenheit überzeugend darzustellen vermag, bleibt Shootingstar Marlene Burow ziemlich eindimensional. Schön, kühl und merkwürdig abgeklärt bewegt sie sich durch die dörfliche Landschaft. Ihre Naivität, ihre Lust auf ein pralles, aufregendes Leben, ihre sexuelle Neugier, also all das, was diese Figur im Roman ausmacht, wirkt in der Adaption eher wie behauptet.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (37. Woche 2023).