In Zeiten des abnehmenden Lichts

Länge:
97 Minuten (Blu-ray: 101 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
01.06.2017
Regie:
Matti Geschonneck
Darsteller:
Bruno Ganz (Wilhelm Powileit), Sylvester Groth (Kurt Umnitzer), Hildegard Schmahl (Charlotte Powileit), Yevgeniya Dodina (Irina Umnitzer), Alexander Fehling (Sascha) Umnitzer), Gabriela Maria Schmeide (Lisbeth), Angela Winkler (Stine Spier) u.a.
Genre:
Drama , Tragikomödie , Komödie
Land:
Deutschland, 2017
Ost-Berlin im Herbst 1989, kurz vor dem Fall der Mauer: Wilhelm Powileit (grandios und äußerst skurril gespielt von Bruno Ganz) feiert seinen 90. Geburtstag. Der aus dem Nazi-Deutschland seinerzeit in die Emigration geflüchtete, überzeugte Stalinist könnte als hochdekoriertes Parteimitglied der SED auf ein erfülltes Leben im Wohlstand zurückblicken. Stattdessen gelangweilt, genervt und hochgradig unzufrieden mit der jetzigen Parteiführung, lässt der Jubilar die zu erwartenden Ehrungen über sich ergehen, etwa vom Vertreter der örtlichen SED-Kreisleitung, der Patenbrigade oder einer Pioniergruppe. Noch weiß Wilhelm nicht, dass sein Enkel Sascha am Tag zuvor die DDR verlassen hat und sich bereits in Westdeutschland befindet. Unter der glänzenden Oberfläche der Feier tun sich schnell weitere Abgründe auf. Wilhelm leidet unter einer beginnenden Demenz. Er glaubt, seine Frau, die unter seiner herrischen Art leidet, wolle ihn vergiften. Seinen politisch unfähigen Stiefsohn Kurt Umnitzer beschimpft er, dessen russischstämmige Frau Irina sich in den Alkohol geflüchtet hat und Wilhelm dafür verantwortlich macht, dass ihr Sohn Sascha in den Westen ging. Lediglich Urenkel Markus zeigt sich von den ganzen Querelen in der Familie unberührt. Nachdem die letzten Gäste gegangen sind, legt sich Wilhelm schlafen. Er wird diese Nacht nicht überleben.

Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die im Ural in der Heimat von Irina spielt, zu Beginn zur Zeit des Stalinismus, am Ende nach Irinas Tod fünf Jahre nach der Wende, konzentriert sich der Film im Unterschied zur Buchvorlage von Eugen Ruge aus dem Jahr 2011 kammerspielartig auf einen einzigen Tag im Haus von Wilhelm Powileit und dessen Geburtstagsfeier. Das Buch umfasst mehr als 50 Jahre Nachkriegsgeschichte, um den Niedergang des Sozialismus anhand von vier Generationen einer Familie aufzuzeigen. Regisseur Matti Geschonneck, aufgewachsen in der DDR, studiert an der Moskauer Filmhochschule und 1978 in die Bundesrepublik übergesiedelt, war aufgrund seiner eigenen Erfahrungen prädestiniert für diese Romanverfilmung. Symbolhaft weist bereits der Titel sowohl auf die Lichtverhältnisse im Herbst als auch auf den verblassenden Stalinismus in den 1950er Jahren hin. In den Requisiten und zahlreichen Ausstattungsdetails setzt sich dieser Symbolcharakter fort, etwa in dem massiven „Nazi“-Tisch, auf dem das Buffet angerichtet ist, den Sascha eigentlich aufbauen sollte, der von Wilhelm brachial durch das Einschlagen von Nägeln demoliert wird und unter der Last des Urenkels endgültig zusammenbricht. Statt mit endlosen Dialogpassagen zu ermüden, konzentriert sich der Film mehr auf Gesten und reine Worthülsen, routinierte sinnentleerte Rituale und Gepflogenheiten, bei denen nichts mehr von den Versprechungen des „real existierenden Sozialismus“ übriggeblieben ist.

Von der Inszenierung her eigentlich top, dürfte sich die jüngere Generation, die von der DDR nur noch vom Hörensagen oder durch mehr oder weniger plakative Filme weiß, von diesem „altmodisch“ und gerade deswegen so authentisch wirkenden Film weitaus weniger angesprochen fühlen als die Generation der Zeitzeugen in Ost und West. Das ist nachvollziehbar, aber auch schade, denn ansatzweise lässt sich der Niedergang der DDR mit anderen Gesellschaftsordnungen in Verbindung bringen, deren Zukunftsvisionen in reinen Lippenbekenntnissen erstarrten.

Holger Twele

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Filmtyp: Farbe

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (47. Woche 2017).