In the Land of Blood and Honey

Der Film beginnt mit einem zukunftsfähigen Liebesflirt zwischen dem jungen bosnisch-serbischen Polizisten Danijel und der bosnischen Muslimin und Künstlerin Ajla in Sarajewo. Eine detonierende Bombe im Tanzcafé bereitet dem hoffnungsvollen Glück ein jähes Ende. Beide überleben den Anschlag, der den Auftakt zum bosnisch-serbischen Krieg gab, sehen sich aber nicht wieder. Einige Monate später ist Danijel Offizier im Regiment seines strengen Vaters, einem General der serbischen Armee, der alle Bosniaken hasst. Unter seinem Befehl hat Danijel auch den Wohnblock zu räumen, in dem sich Ajla mit ihrer Schwester und deren Baby aufhalten. Die Frauen sollen in ein Lager gebracht werden und dort den serbischen Soldaten nach Belieben „zur Verfügung“ stehen. Danijel kann Ajla vor den Vergewaltigungen schützen, indem er sie zur persönlichen Gefangenen macht, dadurch aber den Neid der anderen und den Zorn seines Vaters auf sich zieht. Ajla wiederum weiß nicht, ob und inwieweit sie Danijel noch vertrauen kann und bei ihm sicher ist. In diesem Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Verrat, Liebe, Hass und Gewalt hat ihre Liebe kaum noch eine Chance.

Manchmal kommt es vor, dass amerikanische Filmstars mit Sex-Appeal nicht mehr vor der Kamera agieren, sondern hinter die Kamera wechseln wollen, wie Angelina Jolie, weltbekannt als Darstellerin der Lara Croft-Verfilmungen. Ein wirklicher Ausnahmefall ist es, dass sich Angelina Jolie für ihren ersten Spielfilm mit dem Bosnienkrieg, der zwischen 1992 und 1995 über 100.000 Menschenleben kostete und auch für die Internationale Gemeinschaft zum Schandfleck wurde, ein äußerst schwieriges Thema mitten aus Europa ausgesucht hat. Ihre Motivation für dieses politische Thema nahm sie aus dem Bedürfnis, ihrer Unzufriedenheit mit der brutalen Zerstörung einer religiösen und ethnischen Vielfalt in Bosnien-Herzegowina durch den Völkermord einen künstlerischen Ausdruck zu verleihen, bei dem neben „ethnischen Säuberungen“ erstmals systematisch in großem Umfang auch (sexuelle) Gewalt gegen Frauen eingesetzt wurde. Selbst wenn die Figurenkonstellation in der ambivalenten Liebesbeziehungen zwischen dem Serben und der Bosniakin sowie der Ablauf der Ereignisse mitunter allzu konstruiert wirkt, hat Jolie mit ihrem emotional aufrüttelnden Film zumindest einen Achtungserfolg verdient, der im Vergleich mit anderen europäischen Werken zu dieser gerne verdrängten Thematik bestehen kann.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Interviews, B-Roll, Making of, Trailer

Holger Twele