Hitlerkantate

Länge:
114 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Dr. Jutta Brückner
Darsteller:
Lena Lauzemis, Hilmar Thate, Arnd Klawitter, Rike Schmid
Genre:
Politischer Film , Drama , Historienfilm , Jugend
Land:
Deutschland, 2005

Jutta Brückners filmisches Schaffen kreist um das Schicksal und die Gefühle von Frauen quer durch die Epochen deutscher Geschichte und Gegenwart. Nicht selten schaffen ihre Filme Sittengemälde einer bestimmten Zeit. So auch in „Hitler Kantate“. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau in Nazi-Deutschland: Ursula (Lena Lauzemis), die bald den SS-Offizier Gottlieb (Arnd Klawitter) heiraten möchte, ist ein typisches „Kind ihrer Zeit“. Sie ist der Propaganda der Machthaber voll auf den Leim gegangen. Als gläubige Parteigängerin der Nazis steckt sie voller Hass auf die Juden. Wie Millionen anderer Frauen schwärmt auch Ursula leidenschaftlich für Adolf Hitler. Sie verehrt ihren „Führer“ so abgöttisch, dass sie ihm eine Komposition geschrieben hat. Denn jenseits aller pubertären Schwärmereien, die die Nazis so verbrecherisch in ihren Dienst genommen haben, ist Ursula eine feingeistige Musikerin. Am Klavier ersinnt sie lyrische und poetische Kompositionen. Doch an einer renommierten Komponistenschule wird sie abgelehnt. Durch Gottliebs Kontakte kann sie die Assistentin des berühmten Komponisten Hanns Broch (Hilmar Thate) werden. Der soll anlässlich von Hitlers 50. Geburtstag eine Kantate komponieren. Doch Broch tut sich schwer. Der Ex-Kommunist lebt in der „inneren Emigration“ und hat mit den Nazis nichts am Hut. Dennoch geht er auf den Deal mit den Machthabern ein. Gemeinsam mit Broch fährt Ursula in dessen finnisches Landhaus. Sie will durch ihn ihr Komponieren verbessern lernen, doch sie lernt auch die Irrungen und Wirrungen der Liebe, denn zwischen den beiden ebenso widersprüchlichen wie gegensätzlichen Menschen entsteht eine erotische Beziehung. Sie wird für Ursula mit einer menschlichen Katastrophe enden, durch die sie doch neu zu sich selbst finden und ein verändertes Leben beginnen kann.


Durch Hauptfigur Ursula, aber auch durch die Nebenfigur der Jüdin Gisela (Rike Schmid), die allerdings psychologisch nicht so ausgefeilt ist, versucht Brückner das „Geheimnis“ des Nationalsozialismus zu ergründen, „das um die Pole von Politik, Gewalt und Sex kreiste“ (Jutta Brückner). Doch ihr Augenmerk richtet sich auch auf die Männerbilder im NS-Staat, gespiegelt in Gottliebs SS-Milieu. Schonungslos entlarvt sie das SS-Elitedenken als bigotte Mischung aus Rassenwahn und sexistischen Männerphantasien. Die Figur des Komponisten Broch schließlich macht die Widersprüche und Brüche jener Menschen deutlich, die versuchten, sich der NS-Herrschaft im „inneren Exil“ zu entziehen. „Hitler Kantate“ ist ein sehenswertes, weil psychologisch stimmiges Sittenbild der NS-Diktatur kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Brückners Film setzt ganz bewusst Gegenbilder zu den üblichen Bild- und Handlungsklischees, die besonders im Kino über das Dritte Reich verbreitet sind. Außerdem erzählt ihr Film sehr elegant und fast beiläufig von den Methoden der Film-Propaganda, mit denen die Nazis die Wirklichkeit fälschten und die Bevölkerung verführten.

Werner Barg

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 16:9

Ton: Dolby Digital 2.0

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Englisch

Anbieter

Kauf-DVDabsolut Medien

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (34. Woche 2014).