Herzen schlagen laut

Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 6 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Regie:
Brett Haley
Darsteller:
Kiersey Clemons, Sasha Lane, Toni Collette, Nick Offerman
Genre:
Comedy , Musikfilm , Drama
Land:
USA, 2018

Ein Coming-of-Age-Film ohne Schule und Abschlussball. Ein Becoming-a-Band-Film ohne Durchbruch und Plattenvertrag. Mit „Herzen schlagen laut“ legt der Regisseur Brett Haley ein leises, kleines Drama hin, das auf dem Sundance Film Festival 2018 seine Premiere feierte. Dort wurde der Film als Publikumsliebling gefeiert – und doch würde es wundern, wenn das Werk nicht auf dem besten Weg in die Versenkung ist.

Der Plattenverkäufer Frank Fisher (Nick Offerman) macht harte Zeiten durch. Sein Laden in Brooklyn, New York steht kurz vor der Schließung und seine Tochter Sam (Kiersey Clemons) wird flügge. Sie will aufs College an der Westküste. Dann werden sie vorbei sein, die gemeinsamen Jam-Sessions des musikalischen Vater-Tochter-Duos. Sams Stimme erinnert Frank immer wieder an ihre Mutter, deren Abwesenheit wie ein schweres Tuch über allem liegt. Früher hatte Frank eine Band mit seiner verstorbenen Frau – und möchte nun auch eine Band mit seiner Tochter gründen. Solchen Träumen stehen das Kümmern um Franks eigene, demente Mutter und das komplizierte Verhältnis zu seiner Vermieterin (Toni Collette) gegenüber. Tochter Sam indes verliebt sich in den letzten Wochen daheim in ein ziemlich cooles Mädchen (Sasha Lane).

Vinyl als Sinnbild für Vergänglichkeit und das Betrauern derselben, als ließe sich Herzschmerz in schwarze 12-Zoll-Scheiben schneiden und von der Nadel auf wunde Punkte abtasten. Mit Musik zur Bewältigung des Kummers – oder wenigstens, um hingebungsvoll darin zu baden. Dieses Motiv bewährt sich genre-übergreifend von der Doku („Last Shop Standing“) über die Romanverfilmung („High Fidelity“) bis hin zur Coming-of-Age-Comedy („Empire Records“). Und auch „Herzen schlagen laut“ reiht sich in diese stimmungsvollen Kummerfilme ein. Schon die Eröffnungsszene, in der Frank hinterm Tresen seines Plattenladens einem Track lauscht und raucht und nebenbei einen nörgelnden Kunden wegnervt, setzt sogleich diesen Ton. Kaum ist der Kunde draußen vor der Ladentür, kauft er die Platte seiner Wahl im Internet – und streckt Frank hinterm Schaufenster wütend das Handy entgegen. Deine Zeiten sind vorbei, alter Hipster! Nick Offerman ist in dieser Szene noch ganz der grummelige Kauz, den man aus der Serie „Parks and Recreation“ oder etlichen Comedy-Formaten kennt. Das Drehbuch von Brett Haley und Marc Basch erlaubt es dem Schauspieler allerdings, sich in diesem Film verstärkt von seiner emotionalen Seite (ja, es gibt sie!) zu zeigen. Umgeben ist er dabei – neben Ted Danson als kiffendem Barkeeper – von einem Ensemble herausragender Schauspielerinnen aller Generationen. Insbesondere die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen den Figuren von Kiersey Clemons (Diggy aus Dope) und der vor kurzem erst entdeckten Schauspielerin Sasha Lane wird in kraftvollen Szenen eingefangen.

Die wohl wichtigste Rolle spielt indes die Musik. Sie stammt – sowohl der Score, als auch die performten Songs – von Keegan DeWitt. Dessen Karriere begann mit der Komposition von Filmmusik für Mumblecore-Klassiker wie „Dance Party USA“ und „Quiet City“. Dem Leben so nah, könnte man solche Super-Low-Budget-Filme am besten beschreiben. Passend dazu bleibt auch in „Herzen schlagen laut“ der Moment aus, da die Handlung aus den Bahnen des Wahrscheinlichen bricht. Dafür kann man dankbar sein: Dieser Film funktioniert großartig als das, was er sein will: Eine kurzweilige Wohlfühl-Geschichte, nicht weniger, nicht mehr, und als solche viel zu selten. Mangels etwaiger Ecken und Kanten kann man sich an der erzwungenen Wohlgefälligkeit stören: „Herzen schlagen laut“ bietet eben nichts, woran man sich reiben könnte. Diskussionen bleiben da nach einem gemeinsamen Filmabend aus. Eher was für Harmonie-Verliebte.

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch, Niederländisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (48. Woche 2018).