Her Blue Sky

Um sich nach dem Unfalltod ihrer Eltern um ihre kleine Schwester Aoi zu kümmern, entscheidet sich Akane gegen ein Musikstudium in Tokyo und damit auch gegen ihre Jugendliebe Shinno. Zehn Jahre später arbeitet Akane in der Stadtverwaltung, als Shinno zurückkehrt. Als Gitarrist eines Schlagersängers musste er seine Träume über Bord schmeißen, mit Rockmusik berühmt zu werden. Gebrochen und zum Ekel mutiert, verletzt er Akane und jeden um sich herum. Enttäuscht vom Exfreund ihrer Schwester, verkriecht sich Aoi im Bandproberaum, und trifft auf Shinnos jugendlichen Geist, der dort seit seiner Abreise nach Tokyo gefangen ist. Und bald merkt Aoi, dass sie Gefühle für ihn entwickelt…

Langsam und bedächtig erzählt, führt „Her Blue Sky“ ohne viele Aufreger durch eine klassische Geschichte von erster Liebe, Erwachsenwerden und verpassten Chancen. Die sympathischen Figuren, die melancholische Grundstimmung und die kleine Prise Geistergeschichte tragen gut über die knappen 110 Minuten. Auch wenn Aoi im Mittelpunkt der Geschichte steht, räumt der Film mit fortschreitender Laufzeit den anderen Figuren immer mehr Platz ein und zeigt bei allen Unterschieden der Figuren, wie jede ihren eigenen Traum platzen sieht und lernen muss, das Glück außerhalb geplanter Wege zu suchen. Shinnos Alter Egos sind dabei in ihren Stereotypen deutlich überzeichnet, das stört den Filmgenuss jedoch nicht, da das Spiel ihrer Gegensätzlichkeit durchgehend spannend umgesetzt ist. Allzu viel Neues kann „Her Blue Sky“ damit nicht bieten, ist auch in vielen Dingen vorhersehbar, unterhält jedoch trotzdem bis zum Schluss und setzt altbekannte Versatzstücke ansprechend zusammen.

Wie grundsätzlich bei Animes sei der Originalton mit Untertiteln empfohlen, wer keine Lust hat, so viel zu lesen oder sich mehr auf die stimmungsvollen Bilder konzentrieren will, kann jedoch ruhigen Gewissens zur anständigen Synchro greifen. Die kurzen Gesangseinlagen einzudeutschen war allerdings eine gewagte Entscheidung.

Frederik Schwarzer