Henri 4

Vor fast 20 Jahren hat der preisgekrönte TV-Regisseur Jo Baier seinen letzten Kinofilm gedreht, nun hat er wieder eine Regiearbeit für die große Leinwand realisiert. Dabei hat er sich einem Stück Weltliteratur zugewandt: den von Heinrich Mann im Exil geschriebenen Romanen „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ und „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“. Im Mittelpunkt von Baiers mit 19 Millionen Euro budgetiertem Historienspektakel steht der Führer der protestantischen Hugenotten, der Prinz von Navarra (1553 – 1610), der während der französischen Religionskriege als Henri IV. König von Frankreich wurde. Henri IV. trug nicht nur maßgeblich zur Trennung von Kirche und Staat bei, sondern es gelang ihm auch, den konfessionellen Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten einzudämmen sowie eine von religiöser Toleranz geprägte Politik durchzusetzen. Insofern ist der Stoff auch heute hochaktuell.

Jo Baier, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, setzt sich aber weniger mit den revolutionären Ansichten seiner Hauptfigur und deren historischer Bedeutung auseinander, sondern jagt stattdessen durch das Leben dieses berühmten Mannes und konzentriert sich auf Schlachtengetümmel und die Intrigen am Königshof. Insofern plätschert dieser Film trotz seiner 2 1/2 Stunden an der Oberfläche und wirkt recht plakativ, was auch die hochkarätige Besetzung nicht ausgleichen kann. Allerdings macht der Film neugierig. Neugierig auf die historischen Ereignisse um Henri IV. und neugierig auf die beiden Romane von Heinrich Mann. Die sollte man, nachdem man den Film gesehen hat oder auch einfach stattdessen unbedingt lesen!

Barbara Felsmann