Helle Nächte

Länge:
86 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Regie:
Thomas Arslan
Darsteller:
Georg Friedrich (Michael), Tristan Göbel (Luis), Marie Leuenberger (Leyla), Hanna Karlberg (Cecilia), Helle Goldman (Pfarrerin)
Genre:
Drama , Road-Movie
Land:
Deutschland, Norwegen, 2017

Obwohl er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Vater hatte, beschließt Michael, nach dessen Tod zur Beisetzung nach Norwegen zu fahren, wo der alte Mann ein zurückgezogenes Dasein führte. Begleitet wird der Bauingenieur auf der Reise von seinem 14-jährigen Sohn Luis, der bei seiner Mutter, Michaels Ex-Frau, wohnt. Das Verhältnis zwischen dem Teenager und seinem Erzeuger ist äußerst angespannt, da der Junge seinem Vater nicht verzeihen kann, dass er sich seit der Trennung mehr und mehr aus seinem Leben verabschiedet hat. Am Zielort angekommen, kümmert sich Michael zunächst um alle formalen Angelegenheiten und schlägt schließlich nach dem Begräbnis vor, weiter in den Norden zu fahren und dort noch etwas Urlaub zu machen. Luis hält von diesem Vorschlag wenig, setzt sich aber dennoch zähneknirschend in den Mietwagen und bricht mit seinem Vater zu einem anstrengenden Roadtrip auf.

Wer Thomas Arslan kennt, weiß, dass sich der Deutschtürke Genremustern stets auf eigenwillige Weise nähert. Mit Im Schatten und Gold arbeitete sich der in Braunschweig geborene Regisseur und Drehbuchautor zuletzt am Gangsterfilm und am Western ab, ohne sich den eingeübten Konventionen dabei hinzugeben. Vielmehr entstanden ungewöhnliche, beinahe meditative Werke, die vor allem über ihre Stimmung funktionierten. In „Helle Nächte“ greift Arslan nun auf den Motivfundus des Roadmovies zurück und legt einmal mehr eine bedächtig inszenierte, sich klassischen Plot-Verläufen versperrende Arbeit vor, bei der einiges an Geduld gefragt ist. Auf Handlungsebene geschieht nur wenig. Und auch die Dialoge fallen in vielen Szenen eher sparsam aus, da die beiden Protagonisten nach Jahren der Funkstille sichtlich Mühe haben, wieder zueinander zu finden. Der Film erzählt nicht nur von Verfehlungen, die von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Im Zentrum steht außerdem die Schwierigkeit, tief sitzende Enttäuschungen und Verletzungen zu verzeihen. Wenngleich Arslan einen typischen Vater-Sohn-Konflikt skizziert, drosselt er ganz bewusst den Aussöhnungseifer, den vor allem Roadmovies aus Hollywood gerne an den Tag legen. „Helle Nächte“ umschifft die üblichen melodramatischen Gesetzmäßigkeiten konsequent und zeigt am Ende lediglich kleine Gesten, die vielleicht zu einem besseren Verhältnis führen können. Eine eindrucksvolle Leistung liefern Georg Friedrich (Wilde Maus) und Tristan Göbel (Tschick) ab, die mit ihrem präzisen, konzentrierten Spiel die Spannungen zwischen Michael und Luis facettenreich zum Vorschein bringen. Der dritte Hauptdarsteller ist die oftmals menschenleere, von Kameramann Reinhold Vorschneider reizvoll eingefangene Landschaft, in der sich Vater und Sohn zwangsläufig mit ihren Unstimmigkeiten befassen müssen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Dt. f. Sehg.

Untertitel: Deutsch, Englisch, Dt. f. Hörg.

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (7. Woche 2018).