Heartbeast

Länge:
102 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
05.12.2022
Regie:
Aino Suni
Darsteller:
Elsi Sloan (Elina), Carmen Kassovitz (Sofia), Camille (Audrey), Lucille Guillaume (Caroline), Adel Bencherif (Karim) u. a.
Genre:
Drama , Thriller , Love Story
Land:
Frankreich, Deutschland, Finnland, 2022

Liebe kann verdammt schön sein, bringt manchmal aber auch das Dunkelste im Menschen hervor. Während unzählige Filme die Explosion der Gefühle als pures Glückserleben inszenieren, wird sie gelegentlich auch in ihrer zerstörerischen Form gezeigt. Genau in diese Kerbe schlägt die Regisseurin Aino Suni mit ihrem Spielfilmdebüt „Heartbeast“, das um eine toxische Beziehung zwischen zwei Stiefschwestern kreist. „Herz“ und „Monster“ – schon der Titel verbindet das Positive mit dem Negativen und atmet eine Energie, die bereits die ersten Szenen einzulösen wissen.


Worum es in „Heartbeast“ geht:


Dass sie nicht im Strom mitschwimmen will, sieht man der leidenschaftlichen Rapperin Elina an. Mit ihren kurzgeschorenen grünen Haaren und ihrem Nasenpiercing fällt sie auf. Aus ihren Texte spricht Angriffslust. Als sie zum neuen Mann ihrer Mutter zieht, tauscht sie, was der Film in einem einzigen harten Schnitt erzählt, den finnischen Plattenbau gegen eine südfranzösische Villa ein. Das exklusive Setting mag so gar nicht zu Elina passen. Und doch schafft sie es, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Entscheidend dabei: Ihre Stiefschwester Sofia, eine talentierte, mit Selbstzweifeln ringende Balletttänzerin, von der die Musikerin sofort fasziniert ist. Die jungen Frauen verstehen sich auf Anhieb prima, kommen sich auf einer Party sogar näher. Dann aber begreift Elina, dass es Sofia mit einer beiläufigen früheren Aussage durchaus ernst ist: Besitzen lassen will sie sich von niemandem.


Stärken und Schwächen von „Heartbeast“:


Aino Suni, die auch das Drehbuch schrieb, bindet uns an eine erfrischend widerspenstige Protagonistin. Einerseits kann Elina selbstbewusst und temperamentvoll sein. Zugleich hat sie aber eine schüchterne, unsichere Seite. Vor allem, was ihre Musik betrifft, mit der sie eine professionelle Karriere anstrebt. Nur zögerlich trägt sie etwa vor einem wartenden Publikum ihren neuen Song vor, in dem es um ihre Gefühle für Sofia geht. Spannend ist außerdem folgende Beobachtung: Sollen wir in den meisten Filmen mit den Hauptfiguren mitfiebern, kommt es in „Heartbeast“ irgendwann zu Brüchen. Da Elinas Verhalten immer obsessiver und manipulativer wird, können wir ihr ab einem gewissen Punkt nicht mehr richtig folgen. Eine für die Zuschauer*innen aufregende Herausforderung!

Nach einer ersten Hälfte, die sich erfreulich viel Zeit für die Beschreibung der Beziehungskonstellation nimmt, baut das Thriller-Drama allerdings ein wenig ab. Manche von Elinas Manövern sind etwas plump. Stellenweise wird der Plot mit der Brechstange in eine bestimmte Richtung gelenkt. Und bei der Charakterzeichnung erlaubt sich der Film plötzlich Ungenauigkeiten. Überzeugender ist von Anfang bis Ende dafür die formale Gestaltung. Versiert spielt die Regisseurin mit Musik, Geräuschen, Farben und Bildeffekten und verpasst ihrer Geschichte eine hypnotisch-knisternde Intensität. Zu dieser trägt auch Newcomerin Elsi Sloan bei, die in der Hauptrolle mit stechenden Blicken und einer rätselhaften Ausstrahlung auftrumpft. Von ihr könnte man in Zukunft noch einiges hören …

Christopher Diekhaus

Anbieter

FilmverleihPort au Prince Pictures