Harry Brown

Harry Brown war einmal ein harter Kerl, als Soldat einer Spezialtruppe im Nordirlandkonflikt eingesetzt. Heute ist er ein alter Mann, der seine sterbende Frau im Krankenhaus besucht und seine Tage in einer kleinen Wohnung verbringt. Diese Wohnung liegt in einem Häuserblock, der fest in der Hand von kriminellen Jugendlichen und Dealern ist. Harry macht einen großen Bogen um finstere Ecken, reagiert auf keine Provokation. Er will nur seine Ruhe. Aber dann wird Harrys Freund Leonard brutal erschlagen. Die Polizei hat den Täter bald gefunden – aber der jugendliche Schläger und seine Bande sind nicht festzunageln. Harry Brown besorgt sich eine Waffe und zahlt es den Jugendlichen heim, einem nach dem anderen.

Michael Caine ist Charakterdarsteller. Genau wie Clint Eastwood in „Gran Torino“ versucht er nicht, den Actionhelden zu geben, auch wenn die zweite Hälfte von „Harry Brown“ einen hohen Bodycount hat. Zunächst ist der Film eine fast dokumentarische Beschreibung des sozialen Umfeldes und der beklemmenden Angst, die die Menschen in dieser brutalen Umgebung bestimmt. Caines Rachefeldzug hat vor diesem Hintergrund wenig befreiende Wirkung, sondern wirft ein Schlaglicht auf die Hilflosigkeit, mit der wir – die Gesellschaft und der Einzelne – der Gewalt gegenüberstehen. Die Regie führt Daniel Barber, ein Newcomer, der für seine Kurzfilm „The Tonto Woman“ 2007 mit einer Oscar-Nominierung ausgezeichnet wurde. Dank seiner Inszenierung und Dank Caines vielschichtigem Spiel sehen wir wenig Schwarz/Weiß und viele Zwischentöne. Ein spannender Film, ein wirklicher Thriller – und zugleich eine menschlich überzeugende Geschichte.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch

Albert Schwarzer