Goliath 96

Länge:
101 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
18.04.2019
Regie:
Marcus Richardt
Darsteller:
Katja Riemann, Nils Rovira-Muñoz, Jasmin Tabatabai
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2019

Heutzutage ja schon fast ein Historiendrama, so ein Film, der das Internet als eine harmlose Welt der Hobbyforen und Chaträume darstellt. Als virtuellen Ort, an dem Menschen hinter schrägen Nicknamen über Drachen fachsimpeln. „Goliath96“ ist so ein Film – ein kleines Meisterwerk der Reduktion.

Drachensteigen am Strand, Picknick in den Dünen. Postkarten-Panorama. Es wirkt wie ein idyllischer Familienurlaub mit Vater, Mutter, Kind. Bis der Vater zum Meer geht, am Ufer entlang spaziert – und nie mehr zurückkehrt. Still und leise zerbricht eine Familie, während sich am Horizont ein Sturm zusammenbraut. Einige Jahre später lebt Mutter Kristin in einer trostlosen Wohnung, einsam und allein, wie es scheint. Sie schleicht in ihren eigenen vier Wänden und lügt ihren Arbeitskollegen etwas vor. Der Sohn sei ins Ausland gegangen, behauptet sie. Bis zu dem Tag, da sie gefeuert wird, und eine gespenstische Routine ein jähes Ende nimmt.

Ein starkes Drehbuch kommt ohne viele Worte aus, ein starker Film ohne wilde Kamera. Dieses inszenatorische Selbstvertrauen unterstreicht „Goliath96“ mit jeder sorgsam gewählten, ruhig gefilmten Einstellung. Dass ein Film im Zeitalter sozialer Medien, der sich diese auch noch (teils) zum Thema gemacht hat, derart unaufgeregt daherkommt, ist schon etwas Besonderes. Dass es funktioniert, liegt an einer spannend entfalteten Geschichte, die lange im Dunkeln lässt, worum es überhaupt geht – und wenn klar wird, dass das Internet eine zentrale Rolle spielt, dann ist damit ehrlich gesagt das Internet der frühen 2000er Jahre gemeint, mit eckig-altmodischen Webseiten und Chatforen, die an ICQ erinnern (das war wie ein hässliches WhatsApp für Computer, bevor es Smartphones gab).

Das einfühlsame Familiendrama „Goliath96“ bricht den blinkenden Affenzirkus, der das Internet heutzutage ist, wunderbar auf eine wesentliche Funktion herunter: entfremdete Menschen miteinander verbinden. Dabei spielt der Film gekonnt mit Erwartungen und beschert Szenen, die unter die Haut gehen. Er reduziert Familie, Internet, Gesellschaft auf einen kleinen Mikrokosmos, ohne dabei das facettenreiche große Ganze zu verlieren, das unser Miteinander so komplex macht. Ein bemerkenswertes Werk über menschliche Nähe!

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Englisch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (43. Woche 2019).