Girl Gang

Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
20.10.2022
Regie:
Susanne Regina Meures
Darsteller:
/
Genre:
Dokumentation
Land:
Schweiz, 2022

Darum geht es in „Girl Gang“?


Davon träumen viele: Als Influencer*in erfolgreich zu sein, vielleicht sogar eine weltweite Fangemeinde hinter sich zu wissen und obendrein noch Geld damit zu verdienen. Für die 14-jährige Leonie ist dieser Traum zur Realität geworden, sie kann es selbst noch nicht fassen. Aber diese Verantwortung verpflichtet sie auch, es noch besser zu machen. Die Werbespots werden immer ausgefeilter und beanspruchen bald schon ihre gesamte Freizeit. Für Freundschaften außerhalb von Social-Media bleibt da nicht mehr viel Zeit. Leonie macht das nichts aus, sie ist überzeugt, das „beste Leben zu haben, das man sich vorstellen kann“. Ihre Eltern unterstützen sie bei ihrer Arbeit, wo es nur geht. Sie beginnen, Leonie zu managen, vereinbaren Termine und Promotion-Touren, verhandeln mit Werbefirmen und Ladenketten. Der Vater hilft beim Drehen der Clips, denn damit, sich lediglich vor ein Smartphone zu setzen, ist es längst nicht mehr getan. Die Werbepartner*innen werden immer anspruchsvoller und die Follower*innen dürfen nicht enttäuscht werden.
Für Melanie, die irgendwo in Deutschland lebt, ist Leonie ein großes Vorbild. Sie fühlt sich einsam und hat und eine eigene Fanseite ins Leben gerufen. Allzu gerne würde sie mit Leonie persönlich in Kontakt treten, doch das ist offenbar gar nicht so einfach.


Lohnt sich der Dokumentarfilm für dich?


Die schweizerische Dokumentarfilmerin Susanne Regina Meures hat Leonie und Melanie vier Jahre lang mit der Kamera begleitet und tiefe Einblicke in ihren Alltag und in ihre Gefühlswelt erhalten. Die Zuschauenden erleben also hautnah mit, wie sich die zwei Protagonistinnen in dieser Zeit weiterentwickeln und ein Stück erwachsener werden. Eine Entwicklung machen in diesem Film allerdings auch Leonies Eltern durch. Denn Glück und Zufriedenheit will sich bei ihnen einfach nicht einstellen. Dass sie ihr Leben komplett umgekrempelt und auf Leonies Aktivitäten ausgerichtet haben, hat ihnen viel Kritik bis hin zu üblen Hass-Kampagnen im Internet eingebracht. In „Girl Gang“ wird spürbar, wie der öffentliche Druck auf die Familie wächst.

Leonie ist überzeugt davon, das Richtige zu tun und dass ihre Eltern nur das Beste für sie wollen. Auch als sie von einem Internet-Stalker gemobbt wird, hinterlässt das zwar zwar Spuren bei ihr, lässt sie aber nicht an ihrem Influencerin-Dasein zweifeln. Klar ist allerdings: Leonies Social-Media-Erfolg ist, ebeso wie der Anteil ihrer Eltern daran, nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Anders sieht das im Fall von Melanie aus, die sich Leonie total nah fühlt, obwohl sie diese nicht persönlich kennt. Wie eine im Film zitierte Studie zeigt, hat nämlich fast die Hälfte aller Follower*innen einen engeren Bezug zu Influencer*innen als zu den eigenen Freunden. 92 Prozent von ihnen kaufen auch die Produkte, die von diesen beworben werden. Es werden hier also auch mögliche Gefahren von sozialen Medien, über die künstliche Scheinwelten kreiiert werden, angesprochen. Die Antwort auf die Frage, wie das alles zu bewerten ist, wird allerdings dem Publikum überlassen. Und vom Film war dieses auf jeden Fall begeistert – beim DokFest München 2022 gewann „Girl Gang“ den Publikumspreis.

Holger Twele

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