Giraffe

Länge:
87 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Regie:
Anna Sofie Hartmann
Darsteller:
Lisa Loven Kongsli (Dara), Jakub Gierszal (Lucek), Maren Eggert (Käthe), Mariusz Feldman, Przemysław Mazurek, Janusz Chojnacki, Piotr Olszański, Andrzej Wicher, Piotr Jurczyk, Robert Płachta, Mirosław Piorunek, Christoph Bach
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, Dänemark, 2020

Was verschwindet, wenn der Fortschritt Veränderung verlangt? Welche Opfer müssen Menschen dafür bringen? In Deutschland kennt man das Beispiel des Braunkohletagebaus, für den ganze Dörfer weichen. In der deutsch-dänischen Produktion „Giraffe“ ist es ein zwischen der dänischen Insel Lolland und Deutschland geplanter Tunnel, für den Inselbewohner ihr gewohntes Zuhause verlassen sollen.

Die eigentlich in Berlin lebende Ethnologin Dara verbringt den Sommer auf der Insel, um die zum Abriss bestimmten Häuser zu dokumentieren. Sie führt Interviews, fotografiert, kommt dabei Geschichten auf die Spur. So zum Beispiel dem Leben einer Bibliothekarin, die schon vor Jahren ihr Haus verlassen und dabei private Dinge wie ihr Tagebuch zurückgelassen hat. Der junge polnische Bauarbeiter Lucek wiederum bereitet mit seinen Kollegen die kommende Baustelle vor und sieht dafür seine Heimat und seine Familie nur selten. Lucek und Dara sind neugierig aufeinander und beginnen eine Affäre. Lässt sich Dara darauf ein, weil dies fern von ihrem Berliner Zuhause stattfindet oder will sie eine Veränderung in ihrem Leben? Und dann ist da noch Käthe, die auf der Fähre zwischen der Insel und Deutschland arbeitet, wissend, dass ihr Arbeitsplatz irgendwann nicht mehr sein wird.

Mit ihrem Debütfilm „Giraffe“ entwickelt die dänische Regisseurin Anna Sofie Hartmann, die an der Berliner dffb studierte, eine ganz eigene Mischung aus einer fiktionalen Geschichte, dokumentarischen Beobachtungen und dem essayistischem Nachdenken über relevante Themen der Zeit. So sicher wie leichtfüssig verbindet sie dies miteinander, zeigt in genauen Bildern komplexe Menschen und erzählt von komplexen Zusammenhängen, ohne in Vereinfachungen abzurutschen.

Wenn Dara und Lucek sich begegnen, erzählt dies zum einen von zweien, die voneinander angezogen werden und gucken müssen, was dies mit ihnen macht. Eine persönliche Berührung. Zum anderen erleben wir, welche Auswirkungen das Arbeiten in einer globalisierten Welt auf Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen hat. Für die akademisch gebildete Großstädterin Dara ist die Zeit auf der Insel eine Auszeit von ihrem sonstigen Leben. Für Lucek und seine Kollegen ist es die Möglichkeit, für das Leben in ihrer polnischen Heimat Wohlstand zu erwirtschaften. Umso einschneidender, wenn der dänische Arbeitgeber plötzlich keinen Lohn mehr zahlt. Gerade die dokumentarisch eingefangenen kleinen Erzählungen der Arbeiter, wie auch der dänischen Bauern, die ihr Zuhause verlieren, sind von besonderer Kraft.

Zu Recht lief „Giraffe“ erfolgreich auf zahlreichen Festivals und wurde unter anderem mit dem Preis der deutschen Filmkritik als Bester Spielfilm ausgezeichnet.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (7. Woche 2021).