Ghetto

Nach der Besetzung der litauischen Hauptstadt Wilna durch deutsche Truppen im Jahr 1941 wird die große jüdische Gemeinde des Ortes in ein Ghetto gesperrt, dessen Leitung der junge SS-Offizier Kittel übernimmt. Als er dort die schöne und talentierte jüdische Sängerin Haya bei einem Diebstahl von Lebensmitteln ertappt, entschließt sich der brutale, aber den schönen Künsten gegenüber aufgeschlossene Nazi, ein altes Theater mit Haya als Hauptdarstellerin wieder bespielen zu lassen. Einen aus der Not geborenen Verbündeten findet er in dem jüdischen Chef der Ghetto-Polizei, der auf diese Weise hofft, möglichst viele Menschen aus dem Ghetto vor der drohenden Deportation in die Konzentrationslager retten zu können.

Regisseur Audrius Juzenas drehte seinen Spielfilm nach dem gleichnamigen Theaterstück von Joshua Sobol. Trotz einiger Szenen in freier Natur bleibt die Kunstwelt des Theaters, dem Hauptschauplatz der Handlung, über weite Strecken erhalten. Sie wird durch ein kaltes blaues Licht verstärkt, das die Surrealität der Ereignisse im Ghetto symbolisch und zugleich realitätsnah auf der „Bühne des Lebens“ unterstreicht. Von vielen anderen Filmen über den Holocaust unterscheidet sich dieser durch seine thematische Verknüpfung von Machtmissbrauch und Kunstanspruch. Außerdem thematisiert er die Frage nach jüdischer Kollaboration mit den Deutschen im Angesicht der drohenden Vernichtung. Der Film zeigt die Ghettobewohner, die sich in zwei Lager spalten, Befürworter gegenüber Widerstandskämpfer. Von seinem Publikum verlangt der Spielfilm einiges an Verstand und Gefühl; Grundkenntnisse über die damalige Zeit setzt er voraus.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
DVD-Extras: Interview, Trailer, Bildergalerie

Holger Twele