Ganz und gar

Selbstbewusst, sorglos und risikobereit lebt Mädchenschwarm Torge in den Tag hinein. Beruflich als Zimmermann, aber auch privat im Freundeskreis ist er tonangebend. Während sein Freund Holger gerade die Hochzeit mit Alex plant, ist Micha von seiner Freundin Lisa verlassen worden, weil diese vor der Heirat zurückschreckte. Torge meint, Micha habe das nur falsch angestellt und wettet mit ihm, seinem Heiratsantrag würde Lisa schon zustimmen. Kurz darauf fällt Torge vom Baugerüst und verliert bei dem Unfall ein Bein. Dennoch kommen sich Torge und Lisa im Lauf der Zeit näher, sehr zum Verdruss von Micha. Aber auch Torge gerät ins Schleudern, denn er muss erst lernen, mit seiner körperlichen Behinderung und den aufkeimenden echten Gefühlen für Lisa zu leben.
Marco Kreuzpaintners Jugendkomödie ist vielleicht nicht ganz so lustig wie manche andere zeitgenössische Geschichte über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens. Aber witzige Dialoge und amüsante Szenen gibt es auch hier. Statt jedoch auf oberflächlichen Klamauk und vordergründigen Spaß zu setzen, werden in diesem Film sogar die dauerhaften Folgen eines Unfalls realitätsnah aufgegriffen. Vor allem aber geht es um Toleranz(grenzen) und um den Wert von Freundschaft angesichts dramatischer Lebensveränderungen und unüberbrückbar scheinender Rivalitäten in der Liebe. Kammerspielartig entfalten sich die trotz ihrer Schwächen durchweg sympathischen Charaktere. Die Figuren wirken glaubwürdig, den ihr Lebensgefühl entspricht durchweg ihrem Alter. Als bester Nachwuchsdarsteller erhielt David Rott in der Rolle des Torge den Max Ophüls Preis 2003. Zugegeben, es gibt noch andere, teils bessere Filme zum Thema, die mitreißender, authentischer, temporeicher und vor allem bildgewaltiger sind, aber ganz und gar sehenswert ist dieser Film allemal.

Holger Twele