Fuchs im Bau

Länge:
102 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
19.05.2022
Regie:
Arman T. Riahi
Darsteller:
Aleksandar Petrovic (Hannes Fuchs), Maria Hofstätter (Elisabeth Berger), Luna Jordan (Samira), Andreas Lust (Weber), Karl Fischer (Rudolf Vanicek), u. a.
Genre:
Drama , Jugend , Politischer Film
Land:
Österreich, 2020

So früh schon das Leben versaut? Sagen wir so: Alle, die in dieser Klasse sitzen, haben etwas gemacht, dass sie hinter Gitter gebracht hat. – Regisseur Arman T. Riahi hat für seinen Film „Fuchs im Bau“ den Sonderpädagogen Wolfgang Riebniger bei seiner Arbeit beobachtet. Riebniger hat mehr als 25 Jahre in der Justizanstalt Wien Neustadt gelehrt und war mit seinen Unterrichtsmethoden vielen Beamt*innen ein Dorn im Auge. Diese Eindrücke aus der Praxis des Strafvollzugs verdichtet Riahi in einem eindringlichen Knastdrama.


Das erwartet dich in „Fuchs im Bau“:


Der Mittelschullehrer Fuchs soll die Schulklasse im Jugendtrakt einer Wiener Haftanstalt von der 60-jährigen Pädagogin Berger übernehmen, die auf unkonventionelle Weise die Kreativität der Jugendlichen fördert und damit die Anstaltsleitung verärgert. Doch die eigenwillige Berger will nicht abtreten und macht Fuchs zunächst das Leben schwer. Als die schweigsame Samira, die ihren Vater ins Koma geschlagen hat, nach einem sexuellen Übergriff einen jungen Häftling verprügelt und in Isolationshaft gesteckt wird, versucht Hannes ihr zu helfen. Dabei unterstützt ihn die engagierte Sozialarbeiterin Ketabi. Doch dann macht Fuchs einen folgenschweren Fehler ...


Was diesen Film sehenswert macht?


In „Fuchs im Bau“ lernen wir den Mikrokosmos Haftanstalt und vor allem die jungen Insass*innen kennen, die mit ihrem deprimierenden Schicksal hadern. Für humoristische Auflockerung ist vor allem Berger zuständig, die immer einen sarkastischen Spruch parat hat. Die Handlung spielt – wer hätte es gedacht – großenteils in düsteren Innenräumen. Die dynamische Kamera bleibt stets nah an den Hauptfiguren, vor allem an den Jugendlichen. Erst nach und nach enthüllt Regisseur Riahi, der die Ereignisse aus nüchterner Distanz erzählt, Motive und damit auch tiefsitzende Traumata: So sucht Fuchs in dem schweren Job im Gefängnis Vergebung, nachdem sein elfjähriger Sohn sich das Leben genommen hat. Und die 16-jährige Samira ist auch deshalb so aggressiv, weil sie sich in ihrem Körper gefangen fühlt, ihre aus Bosnien stammende Familie das aber ignoriert. Mit ihr wagt sich Riahi also zugleich an das Tabuthema Intergeschlechtlichkeit, auch im Zusammenhang mit Menschen aus eingewanderten Familien. Leider erfahren wir kaum mehr über die Vorgeschichte von Samira, so wie Riahi auch die Hintergründe der Lebensgeschichten der beiden Lehrer*innen im Dunklen lässt.

Kommen wir aber noch mal zur Ausgangsfrage zurück: Ist das Leben der Insass*innen versaut? Pädagogin Berger sagt: Nur mit einem Schulabschluss haben sie vielleicht noch eine Chance. Riahis Film lässt sich diesbezüglich so lesen: Obwohl die Strukturen des Strafvollzugs in Österreich deutlich kritisiert werden, zeigt „Fuchs im Bau“ Wege auf, die Jugendliche nutzen können, um nach Entlassung wieder Fuß zu fassen – auch wenn die Chancen noch so klein sind.


Übrigens: Arman T. Riahi erhielt für „Fuchs im Bau“ eine Menge Preise, darunter auf dem Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken 2021 den Preis für die beste Regie, den Drehbuchpreis und den Preis der deutsch-französischen Jugendjury.

Reinhard Kleber

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Filmverleih Rendezvous Filmverleih