Fremder Freund

Der 22-jährige Yunes aus dem Jemen studiert in Berlin und wird der neue Mitbewohner von Chris. Ziemlich schnell teilen die beiden nicht nur die Wohnung, sondern freunden sich an. Gemeinsam erleben sie ihren Alltag, bringen sich gegenseitig das Fremde an der jeweiligen Kultur näher und besprechen offen alles von Unisorgen bis zu Frauen. Doch nachdem Yunes von seiner großen Liebe Nora betrogen wird, beginnt er langsam, sich zu verändern. Der Muslim bezieht extreme politische und religiöse Positionen und wird Chris und dessen Freundin Julia immer fremder. Kurz vor dem 11. September 2001 verschwindet Yunes spurlos. Nach und nach kommt den Freunden ein schrecklicher Verdacht. War er womöglich auch ein „Schläfer“ und hat Verbindungen zu dem Terroranschlag auf das New Yorker World Trade Center? Wie gut kannten sie Yunes überhaupt?

Von den Ereignissen des 11. September 2001 führt eine Spur zu einer Studenten-WG in Hamburg-Harburg. Hier hatte sich unbemerkt eine Terror-Keimzelle gebildet. Diese Fakten sind der Hintergrund, vor dem Elmar Fischer in seinem Regiedebüt seine Geschichte erzählt. Sauber recherchierte Tatsachen rund um den Anschlag unterfüttern den Film. Wer tut so etwas Schreckliches und warum? Diese ohnmächtige Frage steht im Raum. Doch Fischer hütet sich davor, ein Erklärungsmodell zu schaffen. Er weiß, dass die Zusammenhänge dafür zu komplex sind. Seine Aufmerksamkeiten richtet er deshalb auf die Unsicherheiten, die plötzlich entstehen: Am Ende einer Männerfreundschaft bleibt die Frage, wie fremd man sich war. Und da ist die Scham darüber, dass solche Zweifel überhaupt auftauchen. Man war doch eigentlich befreundet. Unspektakulär und dadurch ungemein authentisch wirken das Spiel der jungen Darsteller, das lebensnahe Setting und das auf Digital-Video gedrehte Material. Ein Film, der keine einfachen Antworten gibt, aber zum Nachdenken anregt.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch
DVD-Extras: Audiokommentar, Interviews, Kinotrailer

Kirsten Loose