Freier Fall

Der Bereitschaftspolizist Marc hat sein Leben perfekt geordnet: Doppelhaushälfte mit den Eltern, glückliche Ehe, und Vater wird er auch bald. Eine wohlgeordnete Idylle im Mittelmaß. Auf einer Weiterbildung lernt der Polizist den Kollegen Kay kennen. Zunächst gibt es Streit, denn Kay ist das komplette Gegenteil vom diensteifrigen angepassten Marc. Er ist rebellisch, spontan und nimmt es mit den Pflichten nicht so genau. Da wird schon mal heimlich im Dienst ein Joint geraucht. Es erwischt Marc aus heiterem Himmel, dafür umso heftiger. Die beiden Männer beginnen eine stürmische Affäre, und das in einem Umfeld, in dem Homosexualität immer noch ein Tabuthema ist. Im freien Fall gibt es keinen Widerstand mehr, und so taumeln die Männer in eine Beziehung, die in vielerlei Hinsicht nicht sein darf. Aus Leidenschaft und körperlicher Anziehung erwächst echte Liebe, die Marc sich nicht eingestehen kann. Er verstrickt sich in Lügen. Zudem macht ihm der Gewissenskonflikt zu schaffen und es fällt ihm schwer, zu seiner Homosexualität zu stehen. Als Kays sexuelle Neigung innerhalb der Kollegen auffliegt und er massiv gemobbt wird, muss sich Marc entscheiden.

Stephan Lacant legt mit dem Liebesfilm seine zweite Regiearbeit vor. Nach dem US-amerikanischen Erstling „Fireflies“ ist das Drama sein Debüt in Deutschland. Der Film eröffnete auf der Berlinale die Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ und wurde begeistert aufgenommen. In dunklen Farben und mit zwei tollen Darstellern überzeugt das engagierte Drama, das sich eines wichtigen Themas annimmt. So liberal die deutsche Gesellschaft sich gibt, gerade in den klassischen Männerdomänen herrschen immer noch Homophobie und Intoleranz. Die einzige Schwäche des Dramas ist, dass es sich wenig Mühe mit den Nebenfiguren gibt. Sowohl die Ehefrau von Marc als auch der schwulenfeindliche Widersacher im Polizeiteam wirken einseitig und klischeebehaftet, als hätte der Regisseur gar keinen Zugang zu diesen Figuren gefunden. Ebenso wie in „Brokeback Mountain“ zeigt der Film eine schwule Liebesgeschichte, die gegen gesellschaftliche Widerstände ihr Recht auf Erfüllung einfordert. Ein wichtiges Thema allemal.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch Untertitel: Englisch, Französisch, Spanisch

Christiane Radeke