Freddy/Eddy

Länge:
94 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
01.02.2018
Regie:
Tini Tüllmann
Darsteller:
Felix Schäfer (Freddy/Eddy), Jessica Schwarz (Paula), Greta Bohacek (Mizi), Alexander Finkenwirth (David), Burghart Klaußner (Dr. Weiß), Katharina Schüttler (Carlotta)
Genre:
Thriller , Drama
Land:
Deutschland, 2016

Der erfolgreiche und beliebte Maler Freddy fällt ins Bodenlose, als er beschuldigt wird, seine Frau und ihren Geliebten brutal verprügelt zu haben. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen und das Sorgerecht für seinen Sohn nicht zu verlieren, erklärt er sich zu einer Therapie bereit, obwohl er nach wie vor von seiner Unschuld überzeugt ist. In seinem Haus am Tegernsee will der nun offen angefeindete Künstler sein Leben wieder in geordnete Bahnen lenken und lernt dabei seine sympathische neue Nachbarin Paula und ihre Teenager-Tochter Mizi kennen. Eines Tages steht mit Eddy jedoch ein ihm aufs Haar gleichender imaginärer Freund aus Kindertagen vor der Tür, der sich immer aggressiver in Freddys Alltag einmischt und schon bald zu einer handfesten Bedrohung wird.

Wenngleich Tini Tüllmanns Spielfilmdebüt auf diversen Festivals mit Preisen bedacht wurde, konnte sich kein deutscher Verleiher dazu durchringen, die abgründige Doppelgänger-Geschichte auf die hiesigen Leinwände zu hieven. Die junge Regisseurin und Drehbuchautorin machte aus der Not kurzerhand eine Tugend und entschloss sich, ihren gerade einmal 75.000 Euro teuren, ohne staatliche Fördermittel finanzierten Film in Eigenverantwortung in die Kinos zu bringen. Ein gewaltiger Kraftakt, der für sich genommen schon alle Achtung verdient. Da düstere Stoffe aus deutscher Produktion hierzulande noch immer ein eher kümmerliches Dasein fristen, kann man Tüllmanns Mut und ihren Durchsetzungswillen nicht stark genug hervorheben. Zumal die Debütantin auch noch einen halbwegs souveränen, stellenweise fesselnden Psychothriller im Gepäck hat. Die verschneiten Bilder des abgeschiedenen Tegernsee-Settings erzeugen eine frostige Atmosphäre. Beunruhigende Toneffekte bringen die psychische Angegriffenheit des taumelnden Künstlers auf den Punkt. Und farblich verfremdete Einschübe, die als Erinnerungen oder Fantasiegespinste gelesen werden können, lassen ein Gefühl ständiger Unsicherheit entstehen. Einen echten Glücksgriff landet Tüllmann mit ihrem Hauptdarsteller Felix Schäfer, der Verletzlichkeit und Boshaftigkeit gleichermaßen eindringlich zu vermitteln weiß. Mit seiner im besten Sinne nervenaufreibenden Darbietung trägt er entscheidend dazu bei, dass man wohlwollend über einige Plausibilitätsfragen und Drehbuchklischees hinwegsieht, die vor allem gegen Ende vermehrt ins Auge stechen. Auch wenn bei weitem nicht alle Rädchen ineinandergreifen, ist „Freddy/Eddy“ ein spannender Farbtupfer im sonst von Kinderbuchverfilmungen, Komödien und Historiendramen dominierten deutschen Kino.

Christopher Diekhaus

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