Eye in the Sky

Schon lange sind die internationalen Behörden der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab auf den Fersen. Als sich die Hinweise verdichten, dass ranghohe Mitglieder, darunter auch eine britische Konvertitin, in einem Haus in Nairobi zusammenkommen, erhält Colonel Katherine Powell den Auftrag, von England aus eine Mission zur Gefangennahme der Gesuchten zu leiten. Beteiligt sind an der geheimen Operation Militär- und Spionageteams aus unterschiedlichen Ländern: US-Pilot Steve und seine Kollegin Carrie sitzen auf einer Basis der Air Force in Nevada und liefern Überwachungsbilder aus der Luft, während der afrikanische Geheimagent Jama vor Ort den Terroristen mit kleinen Vogel- und Insektendrohnen nahekommen soll. Powell verfolgt das Geschehen über diverse Monitore und hält immer wieder Rücksprache mit Lieutenant General Frank Benson, der in London mit einigen Politikern und dem britischen Generalstaatsanwalt zusammensitzt. Als sich herausstellt, dass in dem überwachten Gebäude in Kenia zwei Selbstmordattentäter mit Sprengstoffwesten ausgestattet werden, legt Powell dem Gremium nahe, die Raketen der von Steve und Carrie manövrierten Drohne umgehend für einen Präventivschlag zu nutzen. Nach längeren Diskussionen erhält sie schließlich grünes Licht. Doch dann taucht in der Nähe des berechneten Einschlagortes die kleine Alia auf, die am Straßenrand Brot verkaufen will.

Wo hat der Kampf gegen den Terrorismus seine Grenzen? Darf man Menschenleben gegeneinander aufrechnen? Und wie verhält es sich mit der Verantwortung der einzelnen Beteiligten? Fragen wie diese stehen im Zentrum von „Eye in the Sky“. Einem packenden Thriller-Drama, mit dem der Südafrikaner Gavin Hood („Ender’s Game – Das große Spiel“, „X-Men Origins: Wolverine“, „Tsotsi“) eindrucksvoll beweist, dass es keine Actionexzesse braucht, um eine nervenzehrende Spannung zu erzeugen. Im stetigen Wechsel zwischen den verschiedenen Schauplätzen und den Drohnenbildern entwickelt der Film eine erstaunliche Dynamik und Intensität. Konzentriert auf die vorliegende Mission, die nahezu in Echtzeit abläuft, stellt das von Guy Hibbert verfasste Drehbuch Standpunkte und Argumente gegeneinander, die deutlich machen, dass es in diesem Zusammenhang keine einfachen Entscheidungen gibt. Der Einsatz von Drohnen ist einerseits an klare Richtlinien gebunden, die sich situativ aber aus den Angeln heben bzw. manipulieren lassen. Ethische, militärische und politische Sichtweisen prallen fortlaufend aufeinander, was mitunter zu einem fast schon absurden Diskussionsmarathon führt. Während Powell und Benson die Gefahr baldiger Anschläge ausschalten wollen, denken die involvierten Politiker an die Außenwirkung eines Raketenabwurfs, bei dem unter Umständen mehrere zivile Opfer zu beklagen wären. Steve und Carrie wiederum sitzen direkt am Abschussknopf und haben daher in besonderem Maße mit moralischen Zweifeln zu kämpfen. Bemerkenswert ist, dass „Eye in the Sky“ keine Position komplett verdammt, sondern auf der Komplexität des Problems beharrt, und noch dazu den wirklich Leidtragenden mit der kleinen Alia ein einprägsames Gesicht verleiht. Rückblickend mag der Film wie eine umsichtig konstruierte Versuchsanordnung wirken. Dass er trotzdem mitreißt und berührt, sagt allerdings genug über seine Qualitäten aus.

Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1/Englisch dts HD 5.1
Untertitel: Dt. f. Hörg.

Christopher Diekhaus