Everything Now

Serienstart:
05.10.2023
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
44-50 Min.
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Alyssa McClelland, Charlie Manton u. a.
Darsteller:
Sophie Wilde (Mia Polanco), Lauryn Ajufo (Becca Lloyd), Harry Cadby (Cameron), Noah Thomas (Will), Niamh McCormack (Alison) u. a.
Genre:
Drama , Komödie
Land:
GB, 2023

Emotional fordernde Rollen scheinen ihr zu liegen! Im Horrorthriller „Talk to Me“ glänzt Newcomerin Sophie Wilde als traumatisierte junge Frau, die verzweifelt Kontakt zu ihrer toten Mutter sucht. „Everything Now“, eine zwischen Drama und Komödie pendelnde Netflix-Serie, zeigt die aufstrebende Australierin als Teenagerin mit Essstörung und einem großen Ziel vor Augen: Nach einem längeren Klinikaufenthalt möchte die von ihr verkörperte Mia richtig durchstarten und all das auskosten, was sie bisher verpasst hat.


Wovon die Serie „Everything Now“ handelt:


Sieben Monate sind seit ihrer Einweisung in eine Spezialklinik vergangen. Sieben Monate unter permanenter Beobachtung. Sieben Monate, die Mia im Kampf gegen ihre Magersucht viel Kraft gekostet haben. Glaubhaft versichert die 16-Jährige ihrem Therapeuten nun, dass sie wieder bereit sei für das Leben draußen. Psychologische Betreuung ist weiterhin angesagt. Endlich jedoch darf sie in ihren Familien- und Schulalltag zurückkehren. Dabei erkennt Mia schnell: In ihrer Abwesenheit stand die Welt nicht still. Ganz im Gegenteil! Viele Mitschüler*innen haben ihr inzwischen in Sachen Trinken, Abfeiern, Küssen und Beziehungen einiges voraus. Mithilfe ihrer Buddys Becca, Cameron und Will erstellt sie daher eine Wunschliste, auf der all die Dinge stehen, die Mia so schnell wie möglich nachholen will. Der erste Absturz auf der Party eines potenziellen Schwarms lässt nicht lange auf sich warten – und macht ihr eines klar: Nur, weil sie die Klinik verlassen hat, ist der Kampf gegen die Krankheit, gegen ihre große Verunsicherung noch lange nicht vorbei.


Warum sich die Drama-Serie lohnt:


„Everything Now“ stammt aus der Feder der 22-jährigen Ripley Parker (Tochter von Schauspielerin Thandiwe Newton und Regisseur Ol Parker) und ist zum Teil von persönlichen Erfahrungen geprägt. Mit Mia präsentiert uns die Headautorin eine facettenreiche, manchmal durchaus anstrengende Hauptfigur, die ständig mit ihren Sehnsüchten, äußeren Erwartungen und ihrem Selbstbild ringt. Deutlich wird dies schon in Mias recht sarkastischen Voice-over-Kommentaren. Ihre innere Stimme sagt häufig etwas anderes, als das, was sie ihrer Umwelt mitteilt. Auf Dauer mag sich das Stilmittel ein wenig abnutzen. Tief blicken lässt es aber allemal und ist für einige Lacher gut. Klischees wie betont cool inszenierte Saufpartys und Jugendliche, die immer einen lässigen Spruch parat haben, sind in „Everything Now“ natürlich auch am Start. Außerdem treiben den Plot Zufälle einen Tick zu oft voran. Und wie so viele Netflix-Produktionen spielt auch diese Teen-Serie in einer bunten, schön ausgeleuchteten Welt der gehobenen Mittelschicht, in der finanzielle Sorgen fast komplett abwesend sind.

Klingt wenig spannend, oder? Ist es aber zum Glück nicht, weil uns Ripley Parker regelmäßig überrascht – mit ehrlich berührenden Momenten, etwa einem krassen Streitgespräch zwischen Mia und Becca in der vierten Folge, klugen Einsichten und schmerzhaften Erkenntnissen. Auch wenn die Serie vor den ganz großen Abgründen der Krankheit zurückschreckt, setzt sie sich differenziert mit der Essstörung und ihren Ursachen auseinander. Die von Sophia Wilde wunderbar nuanciert gespielte Mia ist nämlich nicht einfach nur von einem vermeintlichen Idealbild besessen. Ihre Ängste sitzen tiefer, hängen mit einem grundsätzlichen körperlichen Unbehagen zusammen, haben auch damit zu tun, dass sie sich seltsam formlos fühlt. Besonders wie zwiespältig das Mia entgegengebrachte Mitleid ist, arbeitet „Everything Now“ anschaulich heraus. Einerseits ist Anteilnahme etwas Schönes. Andererseits bleibt die Teenagerin aber gerade durch diese Fürsorge in ihrer alten Rolle gefangen. Alle sehen in ihr nur die kranke Mia, die man nicht überfordern darf. Sie möchte jedoch genau das Gegenteil, sich neu erfinden, sich nicht mehr über Magersucht definieren. Ein zweifellos schwieriger Balanceakt! Generell begegnet die Serie Mia mit viel Sympathie. Unterschlagen wird allerdings nicht, dass ihre sprunghafte Stimmung und ihr mitunter ungerechtes Verhalten für das private Umfeld auch sehr belastend sein können. Trotz erzählerischer Schwächen punktet „Everything Now“ daher immer wieder mit einem Blick für Feinheiten.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (40. Woche 2023).