Everybody's Talking About Jamie

Worum es geht in "Everybody's Talking About Jamie":

Jamie ist ein Teenager, der bei seiner alleinerziehenden Mutter Margaret in einem Arbeiterviertel Sheffields aufwächst. Zu seinem 16. Geburtstag erscheint sein Vater wieder einmal nicht, dafür erfüllt Margaret Jamie einen innigen Wunsch: sein erstes Paar Highheels. Von seiner Zukunft hat Jamie eine klare Vorstellung: Er möchte erfolgreicher Performer als Drag Queen werden. Seine Freundin Pritti ermutigt ihn, diesen Traum nicht aufzuschieben. Warum geht Jamie nicht in Drag zum Schulabschlussball? Hugo, Inhaber des einzigen Drag Shops in Sheffield und selbst eine legendäre Drag Queen, wird zu Jamies Mentor. Trotz homophoben Reaktionen von Mitschülern und dem Gegenwind mancher Lehrer geht Jamie mutig seinen Weg der Neuerfindung als "Junge, der ab und zu ein Mädchen sein möchte". Doch sein wichtigster Wunsch scheint unerreichbar: dass sein Vater ihn bei einem Auftritt sieht und anerkennt.

Warum "Everybody's Talking About Jamie" auf jeden Fall sehenswert ist:

Von homosexuellen Jugendlichen, die dafür kämpfen, am Abschlussball ihrer Schule teilnehmen zu dürfen, erzählte kürzlich bereits „The Prom“. Wie der Netflix-Film über ein junges lesbisches Paar basiert auch „Everybody's Talking About Jamie“ auf wahren Begebenheiten und ist ein Musical. So wird die Geschichte von Jamie, der als Drag Queen sein wahres Selbst findet und es offen ausleben will, stark vereinfacht erzählt, um viel Raum für Gesangs- und Tanznummern zu lassen. Die Widerstände, die sich Jamie in den Weg stellen - von mobbenden Mitschülern über unverständige Lehrer bis hin zum eigenen homophoben Vater -, sind typischer Teil einer queeren Coming-Of-Age-Story. Besonders und dabei wunderbar ermutigend ist, wie unerschrocken Jamie sich den Mund und seine Träume nicht verbieten lässt. Er hat sein schwules Coming-out schon lange hinter sich. Nun steht gewissermaßen sein zweites an, das er selbstbewusst verteidigt. Getragen wird er dabei von einem liebevollen Umfeld, das ihm stets den Rücken stärkt: seine Mutter, deren beste Freundin und Jamies eigene beste Freundin Pritti, die als Kopftuch tragende Klassenbeste ebenfalls keinen einfachen Stand in der Schule hat. Manche Dialoge sind zwar etwas arg erklärend oder überdeutlich darin, die Botschaft zu vermitteln, dass es okay ist, man selbst zu sein. Doch dann entstehen wiederum ganz besondere, berührende Momente: Zum Beispiel wenn Hugo vorführt, wie seine Generation in den 80er- und 90er-Jahren für Sichtbarkeit, Anerkennung und Gleichberechtigung kämpfte, damit ein Junge wie Jamie heutzutage offen leben kann. Ein unterhaltsamer Film mit empowernder Botschaft und einem sehenswerten charismatischen Hauptdarsteller.

Kirsten Loose