Emily

Länge:
130 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Kinostart:
24.11.2022
Regie:
Frances O'Connor
Darsteller:
Emma Mackey (Emily Brontë), Oliver Jackson-Cohen (William Weightman), Fionn Whitehead (Branwell Brontë), Alexandra Dowling (Charlotte Brontë), Amelia Gething (Anne Brontë)
Genre:
Drama , Biopic
Land:
Großbritannien, USA, 2022

Ist es möglich eines der legendärsten Liebespaare zu erfinden, ohne selbst eine große Liebe erlebt zu haben? In „Emily“ wird das Leben von Emily Brontës, der legendären Autorin von „Sturmhöhe“ (1847), frei ausgelegt: angereichert durch eine Liebesgeschichte mit einem jungen Geistlichen. Aber hat es wirklich einen Mehrwehrt Brontës Leben derart auszuschmücken – und vielleicht auch zu verkitschen?


Darum geht es in „Emily“:


Emily ist eine Außenseiterin, ein Sonderling, eine Fremde in der winzigen und kleingeistigen Welt eines abgelegenen Dorfes in Yorkshire Mitte des 19. Jahrhunderts. Versponnen erfindet sie lieber eigene Fantasiewelten, erzählt sich mit ihren Schwestern Charlotte und Anne epische Geschichten und streift tagelang durch das Moor und die Hügel der Wind und Regen durchtosten Landschaft oder unterhält sich mit ihrem aufsässigen Bruder Branwell über die wichtigen Fragen des Lebens. Der Vater ist Witwer und sehr streng, er zieht Branwell und die ältere, vernünftige Charlotte dem Wildfang der Familie vor.

Als der gutaussehende junge Vikar William neu in die Gemeinde kommt, erfrischend anders predigt, von der Natur erzählt, liegen ihm die Dorfbewohnerinnen schnell zu Füßen. Nur Emily durchschaut seine Eitelkeit, und doch ist es William, dem Emily später in heftiger jugendlicher Liebe verfallen wird. Hier nimmt sich die Autorin und Regisseurin Frances O'Connor die Freiheit von der Historie abzuweichen und eine Liebesgeschichte hinzuzuerfinden.


Lohnt sich der Film für dich?


Mit viel Detailliebe wird die aus heutiger Sicht ferne Welt in dem über zweistündigen Kinofilm der Schauspielerin Frances O'Connor – ihr Regiedebüt – zum Leben erweckt. Trotzdem wirken die drei Schwestern keinesfalls in ihr historisches Korsett eingeschnürt, sondern wie junge Frauen zu allen Zeiten und an allen Orten. Sie lachen viel, verlieben sich unstatthaft, rauchen und trinken heimlich. Schon etliche Verfilmungen des Romans „Sturmhöhe“ (1847), aber auch des Lebens der Brontë Schwestern geistern durch die Filmgeschichte. In „Emily“ steht vor allem die Eigenwilligkeit der Protagonistin im Zentrum, etwa wenn sie in einem Maskenspiel die tote Mutter heraufbeschwört und alle Beteiligten damit aus der Fassung bringt. Leider verplätschert der Plot dann in den erfundenen Liebeswirren, denn natürlich war die uneheliche Verbindung im viktorianischen England gesellschaftlich geächtet.

Hauptdarstellerin Emma Mackey, bekannt aus der britischen Netflix-Serie „Sex Education“, verleiht der berühmten Schriftstellerin, die bereits mit 30 Jahren verstarb, eine rebellische Kraft. Schade ist, dass die emanzipatorischen Ansätze der drei Schwestern sowie die Unmöglichkeit als Frau überhaupt zu verlegen, hier weniger Thema sind. Tatsächlich benutzte Emily Brontë zeitlebens ein männliches Pseudonym. Im Film darf sie ihr unter echtem Namen frisch verlegtes Buch in einer recht albernen Szene stolz an die Brust drücken. Fionn Whitehead liefert ebenfalls eine fesselnde Darstellung des Alkohol und Opium abhängigen Branwell.

Ansonsten besticht der Film durch teilweise wunderschöne Bilder, etwa wenn die drei Schwestern wie Soldaten in den Regen marschieren, dann zu Musik und in Zeitlupe ausgelassen einen Hang hinunterstürmen. Das große Verdienst ist es sicherlich, dass dieses ausgeschmückte Biopic wieder neugierig nicht nur auf Emily Brontës einzigen Roman macht, sondern auch auf ihre besondere Lebensgeschichte, und einer Autorin ein Denkmal setzt, die sich aus den Fesseln ihrer vorherbestimmten Rolle als Frau durch die Fantasie und das Schreiben befreite.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (9. Woche 2023).