Eine unerhörte Frau

Die Bäuerin Hanni freut sich, nach zwei Söhnen mit einem Mädchen schwanger zu sein. Doch Magdalena wird zum Sorgenkind. Sie ist schwächer als andere Kinder, wächst nicht richtig, hat oft Kopfschmerzen und sieht schlecht. Die Ärzte tun Hannis Sorge ab. Sie meinen, das Kind sei körperlich gesund, simuliere nur oder habe ein psychisches Problem. Doch Hanni will sich damit nicht zufrieden geben. Sie glaubt ihrer Tochter und kümmert sich aufopferungsvoll um sie. Das wird zur Belastungsprobe für die gesamte Familie, denn ihrem Mann Sepp, den Söhne wie auch dem Hof widmet Hanni immer weniger Zeit. Sie beginnt auf eigene Faust, medizinische Fakten zu recherchieren, lässt einen teuren Bluttest machen und findet endlich Gehör bei einer Ärztin. Deren Diagnose ist dramatisch: Magdalena hat einen Gehirntumor. Dessen Wachstum ist so weit fortgeschritten, dass nur noch ein einziger Spezialist helfen kann. Doch der sitzt in New York. Hanni kämpft nicht nur um das Leben ihrer Tochter, sondern im Weiteren auch um Gerechtigkeit. Sie bringt das Versagen der Mediziner vor Gericht.

"Eine unerhörte Frau" erzählt auf klassische Weise ein emotionales Familiendrama und basiert dabei tatsächlich auf der wahren Geschichte der Bäuerin Angelika Nachtmann, die sechs Jahre lang um das Leben ihrer Tochter kämpfte. In die Rahmenhandlung eines Gerichtsprozesses ist die Geschichte dieser Odyssee eingebettet. Das Ganze ist packend, bisweilen nur etwas überdeutlich erzählt. Es gibt immer wieder Rücksprünge in eine weitere Gerichtsverhandlung aus Hannis Jugend. Denn Hanni war einst Opfer sexuellen Missbrauchs, gegen den sie sich zu Wehr setzte. Zwar verdichtet dieser Aspekt das Drama noch mehr, doch die wiederholten Backflashes fügen der damaligen Situation irgendwann nicht mehr viel Neues hinzu. Man hätte lieber noch etwas mehr von den Auswirkungen von Hannis emotionalem Kampf für Magdalena auf die Familie mitbekommen. Beeindruckend ist in jedem Fall die Leistung der Darsteller. Insbesondere Rosalie Thomass als Hanni berührt mit ihrem Spiel zutiefst.

Kirsten Loose