Eichmann

Der mit bekannten Schauspielern inszenierte Film basiert auf den israelischen Prozessakten über Adolf Eichmann, der im „Dritten Reich“ in maßgeblicher Funktion an der Ermordung von etwa sechs Millionen Juden beteiligt war. Die Zeugenaussagen der Überlebenden der Konzentrationslager in diesem Prozess und das zeitaufwändige Verhör mit Captain Avner Less trugen mit dazu bei, dass die Schrecken der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden einer breiten Öffentlichkeit ins Gedächtnis gerufen wurden. Zugleich veränderte dieser Prozess das Leben von Avner Less auf dramatische Weise. Bei seinen Recherchen entdeckte er, dass auch sein eigener Vater auf der von Eichmann unterzeichneten Transportliste nach Auschwitz stand.

Das Dokudrama wurde zwar in Farbe gedreht, aber die Farben sind weitgehend entsättigt worden, so dass fahle Grün- und Brauntöne das Bild beherrschen. Im Film kommt der Prozess gegen Eichmann überhaupt nicht vor. Stattdessen konzentriert sich Regisseur Robert W. Young auf die täglichen Verhöre des Captains mit Eichmann, der konstant seine Schuld an der Vernichtung der Juden leugnet und sich nur als reinen Erfüllungsgehilfen eines Befehls darstellt, als „kleines Rädchen“ im Getriebe der Vernichtungsmaschinerie. Kontrastiert werden seine Aussagen mit nachgestellten Spielszenen über Eichmanns unmittelbare Beteiligung an den ihm vorgeworfenen und bezeugten Gräueltaten. Eine dritte Handlungsebene zeigt, wie schwer die Aufgabe auf Avner Less und seiner Familie lastet, zumal deutlich wird, dass der Captain seinerseits zum möglichen „Bauernopfer“ der Politik auserkoren wurde. Die vierte Ebene schließlich verdeutlicht das Bestreben der israelischen Justiz um einen fairen Prozess nach demokratischen Spielregeln, obwohl die Überlebenden des Holocaust vor den Toren des Gefängnisses protestieren und lautstark Rache fordern. Sehr gut gelingt es dem Film, das fehlende Unrechtbewusstsein der Person Eichmanns herauszuarbeiten. Das stringente Bewusstsein eines Mannes, der zugleich menschliches Ungeheuer wie liebender Vater ist. Leider fügen sich die verschiedenen Mosaiksteine nicht zu einem kohärenten Bild, zumal viel Hintergrundwissen vorausgesetzt wird und die biografischen Szenen nicht frei von Beliebigkeit sind. Insgesamt stellt der Film dennoch eine wertvolle Ergänzung zum Dokumentarfilm über den Prozess gegen Eichmann dar und ist für die Bildungsarbeit geeignet.

DVD-Bildformat: 1:1,85 ; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Making of, Interviews, Bildergalerie, Filmografien

Holger Twele