Don’t Look Up

Länge:
138 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
09.12.2021
Regie:
Adam McKay
Darsteller:
Leonardo DiCaprio (Dr. Randall Mindy), Jennifer Lawrence (Kate Dibiasky), Timothée Chalamet (Yule), Melanie Lynskey (June Mindy), Jonah Hill (Jason Orlean) u.a.
Genre:
Komödie , Politischer Film , Science-Fiction
Land:
USA, 2021

Stell' dir vor, es ist Weltuntergang und keiner nimmt ihn ernst. Das ist die Grundidee von „Don't look up“, des neuen Films des US-amerikanischen Regisseurs Adam McKay. Die Netflix-Produktion läuft aktuell noch kurz in einigen Programmkinos und wird ab Heiligabend im Streamingdienst Netflix zu sehen sein – ein passendes Gegenprogramm für alle diejenigen, die mit der „Stille Nacht, Heilige Nacht“-Romantik nicht soviel anfangen können.


Darum geht es in „Don’t Look Up!“:


Auf der Suche nach explodierenden Sternen, die sie für ihre Doktorarbeit analysiert, stößt die Astronomin Kate Dibiasky auf einen riesigen Kometen, deren Laufbahn ihr Chef Dr. Minsky schnell berechnet hat. Das Team kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Der Komet, so groß wie der Mount Everest, rast auf die Erde zu und wird in sechs Monaten im Pazifik einschlagen, riesige Flutwellen und Erdbeben verursachen. Wie einst die Dinosaurier steht nun auch die Menschheit vor der völligen Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen auf dem Planeten Erde durch einen Kometeneinschlag.

In den gängigen Katastrophenfilmen, die McKay in seinem Film selbstironisch durch den Kakao zieht, würde nun die hollywoodübliche Pathosmaschine anlaufen: Starker Präsident, starke Helden, bombastische Musik. In McKays Filmen läuft das anders. Die beiden Wissenschaftler*innen sprechen bei der Präsidentin Janie Orlean vor. Doch wer im Weißen Haus glaubt schon den Beobachtungen zweier Provinz-Astronom*innen aus Michigan? Die Präsidentin hat gerade einen Sex-Skandal am Hals und will bezüglich des anfliegenden Kometen erstmal abwarten und sondieren bis Harvard die Fakten bestätigt hat. Für Minski/Dibiaski und den NASA-Sternenforscher Dr. Oslethorpe verlieren die Politiker*innen nur Zeit. Sie wenden sich deshalb an die Medien. Doch die Vorstellung, dass sie die Bevölkerung informieren und diese dann Druck macht auf die Politik, erweist sich in McKays Film als naiver Irrglaube. Für die News- und Talk-Industrie ist der nahende Weltuntergang auch nur ein spektakuläres Ereignis unter vielen, das Klicks und Einschaltquoten bringt, aber keine nennenswerten Wirkungen entfaltet, weder bei spaßigen TV-Moderatoren noch beim Publikum.

Erst als das Weiße Haus die politische Strategie wechselt, weil die Präsidentin die Vorwahlen zu verlieren droht, rückt der Komet wieder in den Blick der Mächtigen. Nun inszenieren sie den Kampf gegen den Kometen und präsentieren die Präsidentin als Weltenretterin. Kometenentdeckerin Dibiasky durchschaut die Strategie von Orlean und verweigert sich. Minsky dagegen lässt sich von dem Plan beeindrucken und macht Karriere im Machtspiel von Politik und Medien. Doch dann tritt Firmenlenker Peter Isherwell, Chef eines gigantischen Technologieunternehmen a la „Apple“, auf den Plan und die Strategie zur Verhinderung des Weltuntergangs wandelt sich noch einmal gewaltig.


Lohnt sich der Film für dich?


Der Regisseur Adam McKay ist dafür bekannt, die politische, soziale und kulturelle Entwicklung der US-Gesellschaft in seinen Filmen sehr kritisch unter die Lupe zu nehmen. So sezierte er zum Beispiel in „The Big Short“ ironisch die Profitgier der Investmentbanker an der Wall Street und rollte die Hintergründe der Finanzkrise 2007/2008 auf. In „Vice“ porträtierte er Dick Cheney, der in der Regierung von US-Präsident Georg W. Bush so viel Macht und Einfluss besaß wie kaum ein anderer Vizepräsident vor und nach ihm. McKay zeigt, wie Cheney den Irak-Krieg pushte, auch, um die Interessen US-amerikanischer Ölkonzerne im Mittleren Osten abzusichern. Die Filme von Adam McKay setzen also politisches und historisches Wissen voraus. Auch in „Don’t look up“ gibt es viele Anspielungen auf die politischen Zustände in den USA, auf die Gespaltenheit der Gesellschaft in zwei, scheinbar unversöhnlich sich gegenüberstehende politische Lager und auf die Oberflächlichkeit der Promi-Entertainment-Industrie, wobei er auch vor selbstironischen Seitenhieben nicht zurückschreckt. Mit großem Spaß bedient sich der Regisseur aller Versatzstücke aktueller Verschwörungserzählungen, um sie mit noch größerem Spott allesamt ad absurdum zu führen. Die größte Analogie seines Films zur Wirklichkeit besteht aber zur realen Bedrohung der menschlichen Lebensgrundlagen auf der Erde durch die Klimakatastrophe, die für viele aber wohl erst sichtbar sein wird, wenn sie, wie der Komet in McKays Film, am Himmel des Planeten Erde tatsächlich unübersehbar erscheint.


Unser Fazit zu „Don’t look up“:


Vor allem der Humor, mit dem McKay die Gleichgültigkeit der Menschheit gegenüber ihrer eigenen Auslöschung anprangert, ist so böse und bitter wie nie. „Don’t look up“ überzeugt, weil er verspielter, komischer, auch tragischer und in seinen gestalterischen Mitteln gradliniger und konventioneller daherkommt als McKays vorherige Filme. Eine Empfehlung!

Werner Barg

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (51. Woche 2021).