Die Welt der Wunderlichs - Liebe muss man können

Eine total verrückte Familie: Mimi Wunderlich (Katharina Schüttler) ist der Mittelpunkt der Komödie und sie scheint mit ihrem hyperaktiven Sohn Felix die einzige halbwegs normale Person in der illustren Verwandtschaft. Dafür schrappt sie mit bewundernswerter Geduld an der Grenze zum Ausflippen. Als gescheiterte Musikerin und alleinerziehende Mutter jobbt sie an der Kasse eines Elektromarktes – bis sie, einmal zu viel, dringend in die Schule ihres Sohnes gerufen wird. Dieses Mal hat er die Lehrerin im Schrank eingesperrt und den Schlüssel durchs Klo gespült. Das wird verständlicherweise nicht gern gesehen. Aber Mimi findet immer wieder erklärende Worte und kann besänftigen. Dabei weiß sie, dass sie völlig auf sich allein gestellt ist – der Rest der Familie ist keine Unterstützung, sondern weitere Last. Mimis manisch-depressiver Vater, der mal wieder eine viel Jüngere heiraten will, der er viel zu viel versprochen hat, aber dann könnte er endlich die Klinik verlassen. Die antriebsarme Mutter, früher mal erfolgreich und berühmt, heute krampfhaft nach Aufmerksamkeit suchend. Die Schwester, immerhin Betreiberin eines Frisiersalons, hat das Herz auf dem rechten Fleck, aber manchmal zu viel Alkohol im Blut. Und schließlich der Noch-Ehemann und Vater des Sohnes, erfolgloser Rockmusiker, unzuverlässiger Vater und drogenabhängig.

Zum Glück gibt es solche Konstellationen im wirklichen Leben äußerst selten. Denn es ist wahrscheinlich, dass Mimi Wunderlich ganz bald zusammenbrechen würde. Im Film versucht sie, der Familie davonzulaufen, wird aber hartnäckig von allen verfolgt. Sogar bis in die Casting-Show für erfolglose Musiker, „Second Chance“ in der Schweiz.

So atemlos, wie Mimi durchs Leben rast, so wenig Verschnaufpause gönnt die Komödie von Dany Levy auch dem Zuschauer. Das allgemein vorherrschende Chaos wird nur zu selten etwas verlangsamt und dann glänzt die Komödie mit den menschlichen, liebenswerten Seiten ihrer Charaktere. Dann kann man Mimi etwas besser verstehen, aber mit ihr tauschen möchte man um Himmels Willen niemals.

Gabi Brandt